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der Leitung des früheren Kronprinzen von Sachfen, des Jefu­itenpaters Georg, zufammenkam. An ihr nahmen eine gan ze Reihe bekannter Namen teil, Romano Guardini und Ger trud Bäumer, der Dante- Überfetzer Falkenhaufen und Auguft Winnig, Jochen Klepper und Bogislav von Selchow , Thadden, Pechel, Dovifat und eine ganze Reihe katholischer und pro­teftantifcher Männer. Es war klar, daß der einzige Boden einer unabhängigen geiftigen Exiſtenz in jenen Jahren die Kirche war; und die Männer und Frauen fuchten dort mehr, als nur geiftige Unabhängigkeit im Sinne des älteren Libe ralismus.

Was alfo in unferem geiftigen Leben immer gegenwärtig geblieben war, das trat nun in der Haft in feine volle Blüte. Es war die chriftliche Existenz, die den meiſten unter uns das Dafein im Geftapo- Gefängnis möglich machte. Der Je fuitenprovinzial Pater Röfch, der mit uns in Haft war, hat in diefem Haufe eine ausgebreitete, regelmäßige geiftliche Verforgung der Katholiken möglich gemacht, mit Einschluß täglicher Meffe und Abfolution. Es ist nicht an mir zu erzäh len, wie er diefen Dienſt täglich und ohne Kenntnis der Ge fängnisleitung ausgeführt hat; aber ich habe feinem Eifer, fo oft ich ihn beobachten konnte, die Bewunderung nicht verfagt.Von unfern evangelifchen Infaffen gelangten auf ähn lichem unterirdifchen Wege manche Bitten um geiftlichen Lefeftoff auch an meine mitgefangenen Amtsbrüder Betke und Harder und an mich, und trotz der ftrengen Abgefchie denheit in der Einzelhaft fand fich immer ein Weg, folchen Bitten nachzukommen.

Zu den geiftlichen und chriftlichen Erscheinungen diefer Zeit gehören nun aber unter allen Umständen auch die Ernften Bibelforfcher hinzu.Wegen ihrer abfoluten Wahrheitsliebe be nutzte die Geftapo fie fehr gern in den verfchiedenen Ge