weislich dazu beigetragen, meine Verhaftung zu befchleu nigen.
Aber dem Gedanken eines Anfchlags auf Hitlers Leben ftand ich felber fern. Zwar habe ich lange und oft über die jefui tifche und calvinifche Lehre von der Möglichkeit des Tyran nenmordes nachgedacht, und ich kann nicht leugnen, daß fie, je mehr das Dritte Reich fein Wefen erfüllte, und je grauenvoller es das deutfche Volk einer finnlofen Vernichtung zu trieb, um fo ftärkeren Eindruck auf mich machte; aber ich bin dennoch bei der Lehre der lutherischen Reformation ge blieben, die diefe Möglichkeit ausschließt. Weil es an diefem Punkte ein befonders zählebiges Mißverſtändnis gibt, will ich hinzufügen, daß die lutherische Reformation ausdrück lich, wie die andern Reformatoren auch, ein Widerstandsrecht gegen die Obrigkeit kennt; es ift grotesk, die gedankenloſe, von jeglichem Ethos gelöfte Unterwürfigkeit unter die Ob rigkeit, wie auch immer fie fei, und was auch immer fie ge biete, für lutherifch auszugeben. Es ist aber auch äußerst bes denklich, wenn man die lutherifche Ausfage, der Chrift habe als Waffe gegen eine gottlofe Obrigkeit nur das Wort, für eine weltflüchtige Einschränkung hält. So kann man nur ur teilen, wenn man den Glauben an das Wort, nämlich das Wort Gottes verloren hat. Denn was kann es für den Chri ften, wenn er wirklich an den lebendigen Gott glaubt, für eine mächtigere Waffe geben als eben dies Wort, das Felfen zerfchlägt? John Knox war für fein eigenes Herrscherhaus furchtbarer als alle bewaffneten Rebellen, obwohl er nie das Schwerf erhoben hat. Diefer Glaube an die Majeftät und Macht des Wortes Gottes ift allerdings Vorausfetzung, wenn die lutherische Lehre von dem Wort als einziger Waffe ge gen eine rechtlofe Obrigkeit richtig verftanden werden foll. Mir felber ift es außerordentlich wichtig gewefen, daß, wie
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