Problematik des menfchlichen Seins in die eine Ausfage zu fammengefaßt, das Unglück des Menschen beſtehe darin, daß er nicht in einem Zimmer für fich allein fein könne. Und jeder Kundige weiß, welche Bedeutung für feine Gefamt diagnoſe des menfchlichen Schickfals der„ ennui" hat, jene verderbenbringende Langeweile, jene tödliche Leere, die aus den Tiefen feines Selbft emporfteigt, und die, ob es ihm nun bewußt wird oder nicht, unmittelbar an das Grauen vor dem Unendlichen ftreift, auf das uns die modernen Exiftentialphilofophen wieder aufmerkfam gemacht haben. Der Mensch kann nicht wahrhaft allein fein, wenn er nicht mit Gott allein fein kann. In der Tat verrät fich die tragische Verlorenheit feiner irdischen Exiſtenz darin, daß er die Ein famkeit nicht zu ertragen vermag.
Es gab unter uns auch eine edle humaniſtiſche Form der Überwindung diefer letzten Einfamkeit; Albrecht Haushofers Moabiter Sonette" find der ergreifende Niederfchlag diefes Ringens, das wenige Zellen von mir entfernt durchgekämpft wurde. Aber für mich und viele andere in diefem Haufe war es eine wefentliche Erkenntnis, daß die Begegnung mit Gott uns diefe letzte, furchtbare Einfamkeit hat überwinden laffen. Irgendwann in feinem Leben, und wohl nicht nur ein mal, muß der Menfch in völliger Todeinfamkeit Gott gegen übertreten, fo wie er in feiner letzten Stunde ihm allein Auge in Auge gegenübertreten wird, ehe er weiß, daß er vor ihm feine Exiſtenz verantworten muß, und ehe er begreifen kann, was es für unfern Lebenslauf bedeutet, daß der Gottes fohn durch feine Gottverlaffenheit alle unfere Einfamkeit geheiligt hat.
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