Ich: Weil hundert Andere viel tapferer und viel klüger ge wefen find als ich".

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Er: Ha, tapferer?! Und klüger?! Wer mußte denn hier in der Berliner BK reden, wenn die Leute kommen follten?! Und wer hat die großen Verfammlungen in Leipzig und Hannover und Stuttgart und Heidelberg und anderswo ge halten?! Wenn es 40 oder meinetwegen 100 gewefen wären, hätten wir natürlich nichts gefagt- aber bei Ihnen ging es immer in die Taufende. Das durfte nicht fein."

Es ftellte fich heraus, daß er- wie er felbft fagte- feit zwei Jahren auf das Genauefte meinen Weg und meine öffent liche Tätigkeit verfolgt hatte; mit einem Griff konnte er lin ker Hand aus feinem Schreibtisch die Nachfchrift faft jedes wichtigeren Vortrages hervorziehen, den ich in jenen Jahren gehalten hatte. In cinigen Fällen war feine Erinnerung ge nauer und verläßlicher als meine eigene.

Das Gefpräch gewann bald grundfätzlichen Charakter. Ich beklagte mich in bitteren Worten, daß uns Chriften kein öffentlicher geiftiger Lebensraum in der Nation gewährt würde.

Er: Warum greifen Sie den Nationalfozialismus fortgefetzt an?"

Ich: Es gibt Grundlehren des Nationalfozialismus, zu denen ein Chrift niemals fchweigen kann- warum zwingen Sie uns im Namen der politifchen Erneuerung fo abfolut heidnische Lehren auf wie die vom lebensunwerten Leben oder ver dächtigen uns als Staatsfeinde, wenn wir einfach unfern Glauben verkündigen?"

Er: Genau wegen folcher Reden fitzen Sie hier!"

Ich: Sie müffen aber doch zugeben, daß ich mich bemüht habe, keinen berechtigten Anftoß zu geben." Er: ,, Das ift es ja gerade! Sie waren nicht fo dumm, fich mit

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