den Verhafteten noch fehlte). Er merkte, da er klug genug war, daß diefe Überraschungsfragen auf mich nur wie Schüffe aus einer Schreckfchußpiftole wirkten und wiederholte fie nicht.
Für den Ruf, den er als kriminaliftifcher Kopfjäger unter den Seinen genoß, war eine kleine, für ihn etwas kompromit tierende Szene auffchlußreich, die fich zwifchendurch zutrug. Noch während des Vormittags heulten mitten im Verhör die Sirenen zum Fliegeralarm auf. Ich hatte zu erkennen gege ben, daß es mir nichts ausmachen würde, oben zu bleiben und das Verhör fortzuführen; aber Dr.Neuhaus, der fich zu erft ruhig gab, wurde dann doch merklich nervöfer und drang darauf, daß wir in den Luftfchutzkeller gingen. Das war nun äußerft intereffant. Als wir die geräumige unter irdifche Anlage betraten, wurde Neuhaus von einigen fchon anwefenden, recht blonden Sekretärinnen mit fröhlichen Zurufen begrüßt, die, um es liebenswürdig auszudrücken, auf eine beträchtliche Popularität fchließen ließen; ihm war das natürlich nicht fehr angenehm, und wir zogen uns weiter in die hinteren Abteilungen zurück, wo wir faft im Dunkel waren und nun auf einer einfachen hölzernen Bank ernft und würdig Platz nahmen; er las in einer Akte, ich dachte. Da trat nach wenigen Augenblicken ein SS- Standartenführer auf uns zu, der ein wenig alkoholifch fröhlich war, mich im Halbdunkel mit einer netten, leichten Verbeugung begrüßte, die ich felbſtverſtändlich weltmännisch erwiderte, und dann mit etwas überlauter Jovialität Neuhaus fragte:„ Na, wen haben Sie denn heute fertig gemacht?"- und als Neuhaus begreiflicherweife einige abwehrende Bemerkungen und Geften machte, immer noch in heiterer Verkennung der Si tuation fchallend fortfuhr: Wie er fcheinheilig tut! Sie können das doch hier im Haus am beften!" Und dabei fah er mich,
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