beobachten. Wieder erscholl ein tolles Geknatter. Die MG.s spielten ihre bekannte Musik. Das waren aber keine deutschen mehr. Außer einzelnen Gewehrschüssen war von der SS nichts mehr zu hören.

Und dann trat das Unbeschreibliche, das Ungewöhn­liche ein. In das Tacken der MG.s mischte sich ein Rau­schen, Rattern und Rollen. Irgendeiner rief:

Panzer!! Panzer!!! Panzer!!!!!

Massen von Panzern und Panzerspähwagen rollten über den Berg Buchenwald . Die bis dahin verhaltene Begeiste­rung aller Häftlinge schwoll lawinenartig an. Keiner war mehr zu halten. Menschenströme quollen aus den Häft­lingsunterkünften den Befreiern entgegen. Die Kranken, die einigermaßen laufen konnten, flüchteten aus ihren Betten, auch sie wollten dabei sein. Auch sie wollten die historische Stunde erleben. Der faschistische Druck war gewichen, der bis dahin gefürchtete todbringende elek­trisch geladene Drahtzaun wurde mit großen Stangen niedergeschlagen und niedergerissen. Die zurückgeblie­benen SS- Posten auf den Türmen entwaffnet und gefan­gengenommen. Die von der SS zurückgelassenen MG.s, Panzerfäuste, Gewehre, Maschinenpistolen und Munition eingesammelt. Wie ein Kartenhaus war das faschistische Terrorregime zusammengefallen. Gegen Wehrlose war es stark gewesen, gegenüber einer bewaffneten Macht brach es ohnmächtig zusammen.

Um 16 Uhr drückten die ersten amerikanischen Befreier den Befreiten die Hände, Menschen, die bis zu 12 Jahre als Geißel des Nazi- Regimes ständig den Tod vor Augen hatten. Die Freude war unsagbar. Viele Befreite, vor Begeisterung und Freude die Augen voller Tränen, um­armten und küßten sich. Sie waren dem Tod entronnen.

Um 16 Uhr wehten die weißen Fahnen von den bis­herigen Häftlingsunterkünften. Ein amerikanisches Be­obachtungsflugzeug, das wir schon die Tage zuvor mehr­mals gesehen hatten, kreiste langsam bis in die Abend­stunden in grüßender Fahrt über uns Befreite.

159