ist eben alles anders. Im normalen Leben ist es eine selbstverständliche Pflicht, seinen nächstbefindlichen Menschen das allerprimitivste Recht zuzugestehen. Hier aber kann eine solch eigenmächtige Handlung den Tod bedeuten. Hinzu kommt noch, daß ich am Tag zuvor den ersten Lagerführer darauf aufmerksam gemacht hatte, daß doch die 10000 Menschen austreten müßten. Die Antwort warsolln in die Hosen scheißen, sind doch nicht Ihre Hosen, oder haben Sie gar Mitleid mit denen?

Gegen nachts%4 Uhr wurde mir zugerufenalles aus dem Barackenbereich, der ı. Lagerführer kommt. Ob ich wollte oder nicht, ich mußte zum Schaden der noch nicht Abgefertigten meine Austrittsaktion abbrechen und dem Ausgang zueilen.

Dort erwarteten mich neue Überraschungen. Nach- dem die BV.-Kontrolleure und Blockältesten festgestellt hatten, daß es mir gelungen war, ohne größere Zwischen- fälle die Ruhe wiederherzustellen, hatten sie sich an den Haufen der von ihnen zusammengeschlagenen Juden her- angeschlichen, diese gepackt und auf den Appellplatz hinausgeschleift. Unter anderen auch den Juden, den ich zu seinem Bruder gebracht hatte. In ihnen wollten sie nun die Anführer derMeuterei gefunden haben. Mein fast leidenschaftliches Eintreten gegen eine Auslieferung dieser Juden an die Lagerführung wurde von den Gang- stern Hans von Jäger, Lankau, Bowenschulte, Willwolt, um nur einige namentlich zu nennen, mit den Drohungen gegen mich beantwortet, ich sei ein Judenfreund, das hätten sie schon lange bemerkt, ich würde dieMeuterer in Schutz nehmen und sie würden das alles dem Lager- führer melden, damit er gleichfalls gegen mich Straf- maßnahmen treffen kann. Wer die Macht hat, hat das Recht, und so war es auch hier. Sie waren die Zuträger, Speichellecker und Zuhälter der Lagerführung, und ich mußte unter diesen Umständen das Feld räumen, ohne ihnen ihre Opfer entreißen zu können.

Am nächsten Morgen sah ich dieMeuterer einer an

38