sie ihn." Ich führe ihn zu den 8, die etwas weiter im Dreck liegen. Seine Stimme genügte, um ein Lebenszeichen seines Bruders zu hören. Die Freude war groß, vielleicht war es die letzte Freude zweier für sich eintretender Brüder.
Als ich erneut dem Eingang der Baracke 5 a zustrebte, begegnete mir ein zweiter Jude; diesmal nicht mit irgendwelchen Gegenständen bewaffnet, sondern vom Scheitel bis zur Sohle voller Menschenkot. Er muß sich in dem Durcheinander bei der ,, Meuterei" in Richtung Latrine herausgeschlichen haben. Durch die Finsternis und infolge seiner Ortsunkenntnis mag er in die Latrine gefallen sein. Wie er wieder herausgekommen ist, weiß nur er. Nun steht er vor mir, hilflos und mitleiderregend. Eine sehr übelriechende Angelegenheit. Man könnte sagen eine wandelnde Latrine. Und dann, was das schlimmste ist, kein Tropfen Wasser. Ich tröste ihn, indem ich sage, daß er morgen ins Bad unter die Dusche kommt. Er wird sie wahrscheinlich nie gesehen haben. Was aus ihm geworden ist, weiß ich nicht; ich habe ihn nie wieder zu Gesicht bekommen.
Endlich bin ich am Eingang. Viele Stimmen, viele Männer rufen mir die verschiedensten Dinge zu. Einige erklärten mir, sie seien Weltkriegsteilnehmer gewesen, hätten schlimme Dinge erlebt, aber so etwas wie hier sei ihnen unfaẞbar. Unter solchen Umständen müßten Menschen wahnsinnig werden. Nachdem ich aus dem vielen Durcheinanderrufen herausgefunden hatte, was geschehen war und worum es denn überhaupt ging, sagte ich zu ihnen, man hat mir berichtet, ihr hättet eine große Meuterei vom Stapel gelassen. Alle Gesichter schauten mich ganz erstaunt an und mir war klar, daß das Ganze wieder ein typisches und übles Provokationsstück der BV.er war. Warum haben sie dies getan? Es ist das alte Lied bei solchen schwachen, charakterlosen Menschentypen. Sie hat der Goldrausch, die Geldgier gepackt. So wie eine Hyäne schon aus weiter Ferne Aas wittert, so witterten diese
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