Häftling: ,, Schutzhäftling Rudolf G., geb. am 4. 3. 06,

Nr. 1327."

Rapportführer: ,, Was ist mit dir los, Kerl? Was hast du ausgefressen? Sag die Wahrheit!"

Häftling: ,, Ich weiß nicht, ich bin aufgerufen worden." Rapportführer: ,, Ach du bist R. G. Mm, da ist ein Schreiben angekommen, worin dir eröffnet wird, daß dein Bruder gestorben ist, verstanden?"

Der Häftling hätte nunmehr, dem Brauche im KZ. ent­sprechend, nochmals die Hacken zusammenschlagend, sa­gen müssen ,, Bitte wegtreten zu dürfen" und abhauen sollen. Stattdessen bleibt er zögernd stehen, als könne er nicht von der Stelle, wie angenagelt.

Dies zum Erstaunen des Rapportführers. Nach Abferti­gung des Nächsten wendet er sich erneut an ihn mit den Worten: ,, Da steht ja dieser langweilige Mistvogel immer noch hier. Mach dich weg, Kerl!"

Häftling: ,, Herr Rapportführer, erlaube mir sagen zu dürfen, ich habe zwei Brüder."

Rapportführer: ,, Was gehen mich deine Brüder an. So eine Frechheit! Der Kerl wird zuguterletzt noch auf­sässig. Paß auf, ich laß dir gleich noch 25 besorgen. Welcher Bruder gestorben ist? Such dir einen raus und hau bloẞ ab!"

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Der Häftling machte darauf kehrt und lief zu seinem Block zurück. Es klingt phantastisch, aber der Rapport­führer war auf seine Gefühlsroheit sehr stolz. Besonders glücklich war er, daß seine Skrupellosigkeit bei den um­stehenden SS- Angehörigen, insbesondere bei SS- Haupt­sturmführer Weisenborn, eine Lachsalve auslöste.

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