so hart sind wie Astknorren, was nebenbei auch noch die überlegene Güte seiner Zähne beweist. Man muß allerdings zugeben, daß nach Rauschning der Führer" selbst mit dem verwöhnten Geschmack der Deutschen in der Ernährung recht unzufrieden war und denn auch als ersten Schritt zur Wieder­einführung einer einfacheren Ernährungsweise alles dazu tat, die Kartoffel als Gipfelpunkt der kulinarischen Kultur im neuen Europa erscheinen zu lassen.

Die Entwicklung der Empfänglichkeit deutscher Gefangener für neue Antriebe und ihre Fähigkeit, den Tag zu genießen oder ,, to make the best of it" zeigte wesentlich andere Aspekte als die Anpassungsphänomene bei den Russen. Mit als Folge des Unterschiedes in der sozialen Stellung, auf den an anderer Stelle dieses Buches noch näher eingegangen werden soll. Aber doch nicht allein wegen dieser örtlich bedingten Verhältnisse. Zweifellos auch als Auswirkung des National­charakters und der von Jugend auf eingelernten Umgangs­formen und' Neigungen. In dieser Hinsicht unterschieden sich die Deutschen nicht nur ganz eindeutig von den Slawen, sondern ebenso sehr auch von den Westeuropäern. Dieser Unterschied, der aus der Verschiedenartigkeit von Volkstum und geistiger Tradition herrührt, soll jetzt noch näher beleuchtet werden.

Der Hang zur peinlichen" Sauberkeit in Kleidung sowohl als auch in den Decken, dem Eßgerät und anderen Gebrauchs­gegenständen, durch den die Deutschen sich vor allen anderen europäischen Völkergruppen auszeichneten, ist bestimmt zum großen Teil auf atavistische Regungen von Kasernendisziplin ,, made in Germany" zurückzuführen. Befremdend war die An­gewohnheit der Deutschen , für jeden, der keinen prinzipiellen Abscheu vor rohen Kartoffelstückchen oder noch, so sorgfältig zubereiteten Kartoffelschalen hegte, eine unerschütterliche Verachtung zur Schau zu tragen, obwohl sie selbst die glühendsten Verehrer der Kartoffel im gebratenen oder gekochten Zustand waren. Eine völlig unerklärliche Inkonse­quenz für jeden Franzosen oder Wallonen, der in Bezug auf den verfeinerten Geschmack im Essen bestimmt nicht hinter den Deutschen zurücksteht. Es war damit, mutatis mutandis", genau so wie mit der übertriebenen Sorgfalt, die die Deutschen beim Ausklopfen ihrer Decken zur Schau trugen, und mit der plumpen Nachlässigkeit, mit der sie sich bei der Durch­führung dieses nationalen Zeremoniells mit schmutzigen

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