zu machen. Vor allem die Geschäftstüchtigen, die von Zeit zu Zeit an ihre ,, Kapos" oder Werkführer, vielleicht auch an ihre Vormänner oder krittelsüchtigen Kumpels mit ihren drohenden Fäusten und noch bedrohlicheren Verleumdungen Tribute entrichten mußten. Selbst die übelsten Leute weisen noch einige Vorzüge auf, und auf dem Tauschwege konnte man sich immer ein wenig Ruhe oder doch wenigstens eine Milderung der Quälereien einhandeln.

Mein Freund Hein brachte es fertig, seine gescheiterte Karriere als Hersteller gefälschter Banknoten mit Hilfe seines Kautabaks wieder auf eine neue Grundlage zu stellen. Er selbst priemte nicht und rauchte auch nicht, aber er sammelte den Kautabak rollenweise, stapelte ihn im Schrank des ,, Stubendienstes" auf, über den er volle Befehlsgewalt besaß, und verwaltete seinen Schatz mit der Umsicht eines Finanz­ministers. Mit seinen Priemrollen besoldete er Boten, Spione, Dienstboten, organisierte er Holz, Möbelpolitur, Bürsten, Besen, Töpfe und Pfannen, Schuhe und Kleidungsstücke. Mit ihnen belohnte er Fleiß und tröstete die getretene Unschuld. Er machte es gerade so wie Joseph in Aegypten wenn auch nur auf der bescheidenen Grundlage von Kautabak und einschlägigen Rauchwaren und wurde auf diese Weise ebenfalls Vizekönig, zwar nicht im Sklavenlager, aber doch im Herzen unzähliger Leidensgefährten.

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Seht, wie weit die Zauberkraft des Kautabaks reicht!

Man hatte mich aus der Kartoffelschälküche herausgesetzt, und ich sollte nun als Hilfsarbeiter zu den Erdarbeiten in der Ziegelei kommen. Eine schwere Heimsuchung, denn viele, die gleich mir für solche schwere und ermüdende körperliche Arbeit völlig ungeeignet waren, mußten dafür mit einem ebenso langsamen wie sicheren Verfall ihrer Körperkräfte bezahlen und sahen als einzige Erlösung das Krematorium vor sich.

Beim täglichen Rückmarsch von der Ziegelei beobachtete Hein meinen schleppenden Gang mit besorgten Blicken, und ihm war gleich klar, daß meine Liquidation bei diesem Kommando nicht mehr lange auf sich warten lassen würde. ,, Albert", sagte er ,,, du mußt wieder in die Kartoffelschäl­

küche!"

,, Gern, wenn's geht, aber wie soll ich das machen?"

,, Du mußt eben krank werden. Dann gehst du ins Revier, bekommst für ein paar Tage einen ,, Schonungsschein", und dann kommst du zurück zu den Kartoffeln. Da sorge ich schon für."

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