deren Sprache sie verstanden, verschaffte ihnen oft sogar den Vorzug vor deutschen Häftlingen.
Bald nach dieser Wendung zum Besseren, die zweifellos in ursächlichem Zusammenhang mit den Forderungen des Arbeitseinsatzes stand, erging ein Himmler- Befehl, der die allgemeine Sperre für Lebensmittelpakete an die Häftlinge in den Konzentrationslagern aufhob. Das war am 1. November 1942, und dieser Tag bedeutete für die Polen und Tschechen einen glücklichen Markstein. Denn zwischen diesen Ländern und dem Deutschen Reich gab es eine regelmäßige Postverbindung und eine vereinfachte Kontrolle, die es möglich machte, daß die heiß ersehnten und glühend geneideten Pakete weniger als einen Monat, gelegentlich sogar nur ein paar Tage unterwegs waren. Im allgemeinen enthielten die Pakete für die Polen und Tschechen in der Hauptsache Brot, Brot in jeder Form und jeder Zusammenstellung. Das bedeutete wirklich eine Hilfe. Denn diese Pakete brachten damit das, was jeder am nötigsten zum Leben und zur Aufrechterhaltung seiner Gesundheit brauchte; sie entgingen am leichtesten der Gefahr, unterwegs konfisziert zu werden, und erregten am wenigsten die Begehrlichkeit der deutschen Prominenten im Lager, die selbst in keiner Weise über Mangel an Brot zu klagen hatten. Häufig kam das Brot bereits verschimmelt an, aber es hätte schon völlig verdorben sein müssen, um für die Empfänger wertlos zu werden.
Mit diesem Brot aus ihrer Heimat, selbst wenn es nur einmal im Monat kam, vermochten die Polen und Tschechen Wunder an Widerstandskraft im Kampf ums Dasein zu vollbringen. Man mußte nur einmal beobachten, wie sehr ihnen die Eigenart der slawischen Rasse dabei zugute kam.
Die Slawen sind umsichtiger. und anpassungsfähiger als die Menschen des Westens; in einer fremden Umgebung spüren sie instinktiv jede Spur von Feindseligkeit oder Gefahr; sie lassen sich nach außen hin demütigen, ohne irgendwelchen Willen zur Auflehnung erkennen zu lassen. Die Eitelkeit des Westeuropäers, der gern mit seinem Glück oder seinen Vorzügen prahlt, ist ihnen unbekannt. Sie erheben keinen Anspruch auf die gleiche Behandlung wie die anderen Artgenossen, auf die der Westeuropäer so ungern verzichtet. Selbst in Temperamentssachen weichen sie zu starker Erhitzung und Abkühlung aus, indem sie lieber den ,, Schatten" aufsuchen, statt wie der Mensch aus dem Westen immer gleich
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