den der Abend ohne Essen mit sich brachte und der uns auch noch für die nächsten beiden Tage drohte. Nach einigen Stunden kam schließlich die Meute mit dem erwischten Flüchtling im Triumphzug, zurück. Er, war bereits aus der Umzäunung des Fabrikgeländes hinausgelangt, wahrscheinlich dank der Zivilkleidung, die er sich heimlich verschafft hatte, wurde dann aber von dem ,, Kapo" Cornelius, dem glücklichen Gewinner der zwei Brote, des Pfundes Margarine und der sechs Päckchen Tabak, im Walde aufgestöbert.

Die ganze Belegschaft atmete wieder auf, ähnlich wie die Juden es wahrscheinlich nach ihrem Entkommen aus dem Roten Meer getan haben. Nun brauchten sie nicht zwei Tage zu fasten, noch am gleichen Abend würde jeder von ihnen einen ganzen Liter Suppe bekommen, vielleicht sogar noch einen Extraschlag von einem Viertelliter dazu, einen dünnen Aufguß von Gemüse. Das Drama, das sich nun abspielte, dauerte kaum länger als eine Viertelstunde.. Ein paar schwülstige Hetzreden der SS - Männer gegen den Un­glücklichen, der durch seine Flucht das Hungern seiner Mit­gefangenen verschuldet habe, genügten vollauf. Ein Haufen Russen stürzte sich auf ihren freiheitsdurstigen Landsmann, ging ihm johlend und schreiend zu Leibe, spuckte ihn an, zerschlug und kratzte ihn, bis nur noch ein unkenntlicher, blutender Kadaver übrig geblieben war. Dann wurde die Suppe heruntergeschlungen.

Vor der Ankunft der Russen galten die Polen und die Tschechen als die Aermsten und Verachtetsten unter den Lagerinsassen. Der Zustand qualvollsten Elends, in dem sie ihre Tage verbringen mußten, wurde später im Jahre 1942 etwas aufgebessert. Denn zu dieser Zeit wurde der totale Arbeitseinsatz proklamiert, der alle Kräfte für die Kriegs­wirtschaft erfassen sollte. Er machte auch der planmäßigen Ausrottung der Angehörigen der slawischen Volksstämme ein Ende, jedenfalls, soweit ihre körperliche Verfassung noch einigen Nutzen von ihrer Arbeitskraft erwarten ließ. allgemeinen hatten die Polen und Tschechen den Lagerjargon verstehen gelernt; sie beherrschten die notwendigsten Aus­drücke, um sich zu verständigen, vor allem die Flüche und Schimpfworte. Allmählich wurden sie auch zu bevorzugten Kommandos und den verschiedensten untergeordneten Pöst­chen herangezogen; einige machte man sogar zu Vormännern oder ,, Kapos". Daß sie so gut mit den Russen zurechtkamen,

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