Auf einen Wink der Frau Goldenberger, deren Herz voller Takt fühlte, daß der Sohn den letzten Abschied von seiner Mutter allein verbringen möchte, verließen alle Damen den Raum.
Jetzt erst konnte Peter endlich seine Tränen fließen lassen, und das Feuer seines Grames lindern.
Kitty streichelte unausgesetzt seinen Kopf. Sie wußte, wie hart solcher Abschied von dem liebsten Wesen war.
Peter fühlte die Worte Kittys wie Glocken in seinem Ohr nachklingen. Ein süßer Friede schlich sich in seine Brust. Er richtete sich auf.
Mit gefalteten Händen blieben beide am Lager der toten Mutter stehen, deren Sorge bis zum letzten Atemzuge ihres Lebens nur ihrem Sohne gegolten hatte und deren unerschöpfliche Liebe bis über das Grab hinaus ging.
,, Der Herr schenke ihr eine ewige Ruhe in Seligkeit", flüsterte Kitty.
Peter stand betäubt daneben.
Zu der Beerdigung der Freifrau Ellen Vagas von Bargen hatte sich eine große Anzahl Menschen eingefunden. Sie kamen nicht nur aus der engeren Umgebung ihrer letzten Lebenszeit, sondern sie setzten sich auch aus dem Patientenkreise des Sohnes, Dr. Vagas, zu
sammen.
Außer diesen Teilnehmern waren die wirklich Leidtragenden und deren Kreis erschienen, um von der Verewigten den letzten Abschied zu nehmen. Neben Dr. Anthony und seiner Frau waren Frau Lupiskaja mit ihrer Tochter Sonja in der Menge zu sehen. Peter Vagas war von Josef Manez begleitet. Kitty kam den Herren entgegen. Manez grüßte kurz. Seine Augen hatten streng und kühl über alles hinweggesehen, als wäre ihm jede Bekanntschaft lästig. Man sah ihm seine Besorgnis um Peter Vagas an, den sein Blick fortwährend suchte.
Die Fürsorge war berechtigt, denn niemals hatte es wohl eine würdelosere und pietätärmere, geistliche Ze
16 Philipp, Die Todgeweihten
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