Platon hat eine gewisse Musik, eine gewisse Ton­art als verderblich erkannt. Wer weiß, wer will sagen, wie sehr diese Musik nur Ausdruck oder mehr Ursache des Untergangs der griechischen Gesundheit gewesen ist? Daß heute eine gewisse Musik den Untergang des Abendlandes begleitet oder für musikalische Ohren dieser sogar ist- wer hört das nicht? möchte man fragen, ach, eine rhetorische Frage im umgekehrten Sinn; denn nie­mand scheint es zu hören, außer den wenigen, auf die man schon nicht hört.

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Die Basis der deutschen Herrgottreligion ist ein primärer Stolz, der sich von Gott nicht brechen lassen will. Jedes Volk ist stolz. Aber es sind Unterschiede. Der Nationalstolz der Franzosen ist zu einem großen Teil Eitelkeit. Nicht um­sonst ist der Hahn gallus das Symbol. Der Hahn ist stolz, aber fast mehr noch eitel. Der Nationalstolz der Franzosen hat eine sympathi­sche Selbstoffenbarung, eine befreiende Offen­heit wie das Kikeriki und die schönen Farben des gallus und wie der sinnlich- eindeutige Klang der clairons. Der Stolz der Deutschen ist eine düstere Verschlossenheit und darum so gefährlich, wie alle Verschlossenheit, die nicht von Gott ver­siegelt ist. Es ist auch nicht zu vergessen, daß die Franzosen von Natur die nächste Analogie zur gloria dei haben. Die Franzosen sind von Natur das Volk der gloire.

Man kann die großen Geister des neunzehnten Jahrhunderts einteilen in solche, die den prophe­tischen Geist hatten, und in solche, die ihn nicht hatten. Kierkegaard , Newman, Dostojewskij hat­

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