sehen... Seine Mundwinkel werden leise zucken: ,, Ach, ich Lämmchen unter den reißenden Wölfen..."
Vor Kreibels feuchten Augen verschwimmen die klaren Umrisse des von Scheinwerfern beleuchteten Gefängnisses.
Drüben vor der Mauer bewegt sich wie ein Schatten der Posten. Ringsum ist nächtliche Stille. Vom Holstenplatz her dringt Lärm der Straßenbahn herüber. Die kleine, dicke Gnadenkirche steht gleich einem riesengroßen Gendarmen vor dem Gefängnis.
Sie werden ihn nicht morden... Sie wollen mit dem Urteil abschrecken; aber sie können es unmöglich durchführen... Nein, sie werden das Urteil nicht vollstrecken...
Wie eine unanfechtbare Gewißheit kommt es über ihn: sie werden das Urteil nicht vollstrecken.
Er erhebt sich, schreitet am alten Friedhof entlang nach dem Dammtor und der Alster, wie eine Melodie den einen Gedanken im Kopf: sie werden das Urteil nicht vollstrecken. So wandert er zu Fuß durch die schlafende Stadt.
Bevor er sich zu Bett legt, flüstert er seiner Frau zu: ,, Sie werden das Urteil nicht vollstrecken!"
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Kreibel sieht mitten auf einem sehr kleinen Hof, der von hohen Mauern umgeben ist, eine strahlendweiße Badewanne. Um diese Wanne stehen dunkle Gestalten mit schwarzen Zylindern und weißen Handschuhen.
Eine dieser dunklen Gestalten tritt vor, verbeugt sich steif und erklärt mit dumpfer Grabesstimme:
,, Wir sind leider nicht vorbereitet gewesen und müssen uns mit einer Badewanne behelfen!"
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