Der Wärter geht in die Wachtstube. Miesicke fixiert noch einmal den Gefangenen. Der sieht ebenfalls zu ihm hin und nickt ihm zu.
,, Noch immer hier?" fragt er flüsternd.
Miesicke nickt; er kann sich aber noch nicht auf dies Gesicht besinnen.
,, Ich bin der Friseur!"
Miesicke nickt. Leise wagt er zu fragen: ,, Wer bist du?"
,, Weißt doch, vom Stadthaus, in der großen Zelle!"
Miesicke betrachtet ihn noch einmal, und dann weiß er: der Ladenräuber ist es. Richtig, dieser unangenehme, noble Kriminelle. Das blaue Gefängniszeug hat ihn recht verändert. Und der ist ihr Friseur? Wo liegst du denn?"
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,, Drüben im Sternenbau, der ist jetzt Untersuchungsgefängnis!" Werdet ihr auch mißhandelt?"
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,, Nee, du bist wohl meschugge!"
,, Dürft ihr schreiben?"
,, Ja, jeden Sonntag und jeden zehnten Tag ein Paket empfangen!" ,, Oh, habt ihr es gut, wir dürfen hier überhaupt nicht schreiben. Ich habe noch keine Nachricht von meiner Frau!"
Um Gottes willen, Nußbeck kommt zurück, und der Gefangene steht an dem Platz neben der Tür, von dem Miesicke verjagt worden ist. Und schon ruft Nußbeck: ,, Steht das Dreckstück immer noch da?"
Dann wendet er sich an den Kriminellen. ,, Was machen Sie hier?" ,, Ich bin der Friseur... von drüben. Der Beamte ist drinnen!" ,, Ach so! Stellen Sie sich nicht so nahe an die Tür! Stellen Sie sich dorthin. Aber nicht mit dem Schwein da reden!"
Eine Ordonnanz der Kommandantur kommt. Bevor der SS- Mann die Wachtstube betritt, fragt er: Wer ist Miesicke?" Miesicke meldet sich.
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