Meisel kommt wieder herein, und alles steht angetreten. Er kom­mandiert: ,, Links schwenkt, marsch!" Gemeinsam mit dem Nach­barsaal geht es auf den Hof.

,, Links! Links! Links, zwei, drei, vier!" Meisel steht in der Mitte des Hofes und läßt die Gefangenen in weitem Kreise um sich marschieren.

,, Achtzig Zentimeter Abstand vom Vordermann!"

Meisel schreit nicht, er regt sich auch nicht auf, aber er beobach­tet jeden einzelnen. Und wehe dem, der auffällt.

,, Abteilung!... Zurück das Kommando!... Wollt ihr nicht die Beine hochreißen?... Abteilu... ung... halt!"

Achtzig Schutzhaftgefangene stehen wie eine Mauer. Meisel kommandiert rechtsum, läßt sie Front zu ihm nehmen.

,, Wir werden jetzt ein um den andern Tag exerzieren", verkün­det er ,,, damit der innere Schweinehund in euch getötet wird. Kennt einer, spürt einer in sich den inneren Schweinehund?" Keiner der achtzig rührt sich. Meisel zieht die Augenbrauen hoch und lächelt. Er, Obertruppführer Meisel, wird jetzt in diesen Kommunekerlen den inneren Schweinehund töten. Achtzig Mann stehen stramm, laufen, springen und marschieren nach seinem Kommando. Er ist zwanzig, unter den Leuten sind Fünfzigjährige; das nennt man Karriere. Meisel legt die Hände auf den Rücken und schreitet vor die Front.

,, Die Neigung zum Widerspruch im Menschen, der Hang zum Rebellieren, die Lust zum Ungehorsam, das ist der innere Schweinehund. Die geheimen Gedanken, die oft andere sind, als die Klugheit manchem zu äußern gebietet, sind Bestandteile des inneren Schweinehunds. Eigene Auffassungen, die den Auffassun­gen seiner Vorgesetzten entgegengesetzt sind, auch das sind typische Merkmale des inneren Schweinehunds. In euch allen

7*

99

99