t
3
h
n
hast. Aber mir scheint, ich war ein versteinertes Menschenkind, nun erst kann ich jedes Wort nachempfinden.
,, Vor der Stadt, die sommerlich im gelben Staube wirbelt,/ Rasten Raben abends auf den Bäumen, krächzen, schaukeln./ Junge Frau des Kriegers, die an seidnen Fäden zwirbelt,/ Hört die Raben schrein und sieht, wie auf den Fenstervorhang müde sich die abendroten Strahlen legen./ Ihre Nadel sinkt; sie denkt an ihn, den ihre Wünsche wild umgaukeln./ Schweigend sucht und einsam sie ihr Bett, ihre Tränen fallen heiß wie Sommerregen."
Traurig und düster sind diese Verse, aber so traurig und düster ist es in mir. Könnte ich Dir doch wenigstens etwas von Deinen Qualen abnehmen. Sie sind ungerecht verteilt; Du trägst alles. Wie gut haben wir es. Du Ärmster! Doch glaube uns, es vergeht kein Augenblick, ohne daß wir an Dich denken. Und in mir ist, trotz aller Trauer, die feste Zuversicht, daß wir diese schreckliche Prüfungszeit überstehen. Dann beginnen wir von vorn. Wir werden zurückgezogen leben, einsam und glücklich sein...
Koltwitz kann nicht weiterlesen, vor seinen Augen schwimmt die Schrift; er legt die Briefe zur Seite und sieht lange, wie abwesend, gegen die schmutzige, rissige Decke über sich. Dann wirft er sich mit dem Gesicht aufs Bett und weint und schluchzt.
Gegen Mittag erhebt er sich von der Matratze. Zwar hat er vom Heildiener die Erlaubnis zum Hinlegen, aber der Zirbes übernimmt nun die Station, und Koltwitz fürchtet diesen Zirbes. Die Haut am Gesäß ist zum Platzen straff; er fühlt die dicken Knollen. Eine lähmende Schwere liegt ihm in den Beinen; das rechte kann er nicht strecken, die Sehnen an der Kniescheibe scheinen verletzt zu sein.
7 Bredel, Prüfung
97


