glied, dem Polizeipräsidenten Mehrlein , verhaftet und den Nazis ausgeliefert. Und warum? Warum? Nur, weil er gegen die Gleichschaltung der Zeitung war. Nur, weil er ihnen zu links, zu oppositionell war. Auch weil er Jude ist. Genossen? Schöne Ge­nossen! Da ist der Fritz Leber doch ein anderer Kerl.

Leber?... Den werden die Nazis bestimmt fertigmachen. Sage man nun, was man will: der Leber ist eine Kämpfernatur, kein Judas . Und die Schweine schalten sich gleich und verleugnen Leber und ihn. Bringen den Nazis die Zeitung und 40 000 Mark in bar und sich selbst und sitzen heute noch alle da. Der Volks­bote" hat nur statt der drei Pfeile ein Hakenkreuz im Kopf. Oh, diese Schurken!... Hat man dafür fünfzehn Jahre seines Lebens geopfert? Muß man sich dafür totprügeln lassen? Diese Schurken! Dieser Halunke Mehrlein. Der sitzt in seiner Villa bei Schlutup und bezieht seine Pension, seine Judaspension... Koltwitz wälzt sich mühselig von der einen Seite auf die andere. Er kann nicht mehr auf dem Bauch liegen. Sein rechtes Bein schmerzt entsetzlich, aber schließlich gelingt es ihm, fast auf dem Rücken zu liegen.

Es ist noch nicht Mittag, und schon hat er Furcht vor dem Abend. Der Zirbes, der den Lenzer ablöst, ist ein besonders brutaler Patron. Aber können sie ihn in diesem Zustand prügeln? Sie können es. Koltwitz weiß es. Weiß es aus eigener Erfahrung. Sie werden ihm wieder ein nasses Handtuch ums Gesicht wickeln und ihn prügeln, bis ihm die Sinne schwinden. Bestimmt wird der Zirbes das tun.

Ob er sich nicht doch lieber einen Strick aus dem Tau dreht?... Soll er nicht doch lieber selber Schluß machen? Werden sie ihn nicht so lange prügeln, bis er es am Ende doch tut? Warum dann also noch warten?

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