aufstehen! Neue Moden einführen, was?" Koltwitz versucht sich zu erheben, es gelingt ihm aber nicht. Er fängt an zu weinen, zu schluchzen.
Lenzer erinnert sich. ,, A- ch so? Hm! Faßt mal mit an!" Die beiden Kalfaktoren und Lenzer wollen den Gefangenen aufheben, da stößt er einen gräßlichen Schrei aus... Sie lassen ihn bäuchlings auf dem Steinboden der Zelle liegen. ,, Ja, das geht aber nicht, mein Lieber! Du kannst nicht da liegenbleiben! Leg' dich aufs Bett. Ich laß den Heildiener holen! Also los, sei vernünftig!"
Koltwitz darf auch tags auf der Matratze liegen; der Heildiener hat es ihm erlaubt. Er hat irgendwelche Pillen zur Nervenberuhigung bekommen; ein wenig Wundpuder liegt auf dem Tisch neben dem Teertau. Koltwitz muß Werg zupfen, und es riecht unerträglich danach in der muffigen Zelle. Vorsichtig hat er sich auf die linke Seite gedreht, er möchte sich auf den Rücken legen, wenn er es aushalten kann. Sein Gesäß ist eine schwarzblau geschwollene Masse; die Blutstauungen verursachen gräßliche Schmerzen. Am entsetzlichsten jedoch schmerzt ihn das rechte Bein; er hat einen Schlag mit dem dicken Schemelbein in die Kniekehle erhalten. Das Unterbein ist dick geschwollen, und bei der geringsten Bewegung muß er aufschreien.
Das war nun bereits die dritte Nacht, daß sie ihn vornahmen... Die dritte Nacht. Er weiß, sie wollen, daß er sich aufhängt. Ein Tau ist da. Hinweise sind genügend gemacht worden. Aber er will nicht, nein, er will nicht, er will leben, er muß leben, muß leben für seine Kinder, für Frau und Kinder. Nur für sie, nie wieder für Genossen.
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Genossen?... Diese Schufte! Er, der Sozialdemokrat, der politische Redakteur der Parteizeitung, wird von einem Parteimit
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