Vorwurf der Oberflächlichkeit eingebracht hatte. Seinen Verdi kennt er gründlich, den ,, Rigoletto " und die" Aida" wird er sich von Anfang bis Ende vorsummen, und eine besondere Delikatesse wird das Freundschaftsduett aus der„ Macht des Schicksals"... Der morgige Tag wird ein ganz großer Tag werden... Schön wäre es, wenn auch der Nachbar an solchen musikalischen Genüssen teilhaben könnte, man hätte nicht nur immer sich selbst, sondern hätte ein Publikum. Aber der von nebenan scheint ungewöhnlich begriffsstutzig. Gewiß saß der zum erstenmal im Gefängnis, sonst müßte er doch das Klopfalphabet kennen?... Und er versucht es doch noch einmal...
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Zweimal Pause zweimal... Einmal Pause fünfmal ... Dreimal- Pause- dreimal... Und so fort, und so fort. Aber drüben bleibt es still...
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Ein langgezogenes Pfeifensignal. Wachtmeister Lenzer brüllt: ,, A 1 Alles in die Betten!" Es ist sieben Uhr, Schlafenszeit. Torsten zieht die zwei Wolldecken vom Strohsack, schüttelt das Stroh auf und beginnt sich auszuziehen. Dann läßt er die Wasserschüssel vollaufen und wäscht sich kalt ab.
Torsten liegt auf seinem Strohsack. Es ist sieben Uhr. Draußen muß noch heller Tag sein. Sieben Uhr. Um diese Zeit geht man ins Theater, ins Kino, um diese Zeit begannen die Versammlungen und Sitzungen. Und draußen scheint womöglich noch die Sonne. Schön sind diese Übergangstage vom Sommer zum Herbst. Die Früchte reifen, und das Laub wird bunt. Ach, nicht dran denken. Nur nicht dran denken.
In die Wachtstube auf A 1, in der Lenzer und König sitzen, treten Obertruppführer Meisel, Truppführer Teutsch und der Marinesturm- Mann Nuẞbeck. Meisel wendet sich an Lenzer.
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