Pfennig und manchmal auch eine Mark, und war als Nebenver­dienst nach Schulschluß bedeutend angenehmer und interessanter, als den Laufjungen zu machen... Hervorschleuste er, was an Me­lodien in ihm schlummerte. Aber es hieß rationell mit dem Schatz wirtschaften, er mußte lange vorhalten, solange die Finsternis an­hielt. Und wer konnte wissen, wann sie ein Ende fand? Pro­gramme stellte er auf: Vorspiel, Zwischenmusik, Arien und Duette, im Mittelpunkt seine Lieblingsmelodien... Mit heiteren Melodien hatte er begonnen, mit Arien und Duetten aus der ,, Schönen Helena", dem" Zigeunerbaron ", der Fledermaus", aus ,, Waffenschmied" und" Zar und Zimmermann "... In der Zellenecke hockend, die Knie angezogen, die Augen fest ge­schlossen, hatte er ganz leise alle ihm aus diesen Singspielen be­kannten Melodien gesummt, und er erlebte die himmlische Über­raschung, daß es zur Nachtzeit pfiff, bevor sein Tagesprogramm abgespielt war. Auch einen ernsten Opernnachmittag hatte er sich schon aufgeführt, Melodien und Arien aus den Meister­ singern " und aus Rienzi ", aus der Zauberflöte " und als Höhe­punkt dieses Programms: Fidelio"..." Gott ! Welch' Dunkel hier!/ O grauenvolle Stille!/ Od' ist es um mich her./ Nichts lebet außer mir./ O schwere Prüfung..."

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Und heute, nach Beendigung eines wahrhaft aufmunternden Pro­gramms, Große Bumsoper" benannt, mit Melodien aus Afri­kanerin", Hugenotten ", Jüdin" und" Margarethe",- heute freut Walter Kreibel sich königlich auf seine morgigen musika­lischen Darbietungen, die pünktlich 3 Uhr nachmittags beginnen sollen( dann klingelt es zur Ablösung der Wachtmannschaften!) und das seine bevorzugten Lieblingsmelodien enthalten wird: ,, Lucia di Lammermoor "," Liebestrank"," Norma" und Puri­tanerin" und dann vor allem Melodien des von ihm über alles geliebten Verdi, eine Schwäche Kreibels, die ihm wiederholt den

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