„Robert, willst ie wir wollen dem Koltwitz einen Besuch ab- statten?”
„Mach es allein, hab? keine Laune!”
„Und du?“ fragt Meisel nun König.
„Dieser Koltwitz hat doch erst seinen Arschvoll weg!”
„Was heißt das, diese Judensau müßten wir Tag für Tag ver- arschen!”
Auch König macht keine Anstalten, mitzugehen. Meisel be- kommt wieder böse Augen. Er wittert Gefahren. Schmieden sie etwa ein Komplott gegen ihn? Er wird sich schon rechtzeitig zu decken wissen. Grußlos verläßt er mit seinen beiden Begleitern die Stube.
„Dieser wildgewordene Furzknoten!” brummt König.„Ich würde an deiner Stelle überhaupt nicht zulassen, daß sie auf deiner Station ohne Order Leute verprügeln!”
„Pah, es handelt sich doch um diesen Juden aus Lübeck !” „Egal! Auf meiner Station hätte dieser Meisel nichts zu suchen!” „Was meinst du, was der gegen mich intrigieren und hetzen würde, wenn ich ein Wörtchen sagte. Ich denke nicht daran, ihn zu hindern, meinetwegen kann er die ganzen Mistbienen kaputt- schlagen!”
Torsten döst mit geschlossenen Augen, da schrecken ihn Unruhe und Getrampel über seiner Zelle auf. Genau wie vorgestern. Sie verprügeln wieder einen. Er horcht gespannt. Einen Augenblick ist vollständige Ruhe. Aber dann folgen ununterbrochen klat- schende Schläge. Ununterbrochen. Und das Eigentümliche: kein Schrei, kein Jammern ist zu hören. Die Schläge hören gar nicht wieder auf: Klatsch-klatsch! Klatsch-klatsch! Klatsch-klatsch! Es müssen zwei fortgesetzt schlagen. Warum aber schreit der Miß- "handelte nicht, warum brüllt er nicht! Kein Mensch kann diese
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