Eines Tages hört er, wie drei neue Schutzhaftgefangene in den Keller gebracht werden. Einer kommt in Torstens Nachbarzelle. Jetzt sind elf Dunkelzellen belegt.

Der Neue nebenan ist entsetzlich unruhig. Wie gehetzt jagt er in seiner Zelle umher. Wer mag er sein: ein junger, ein alter Genosse, ein Parteiloser? Ob man ihn auch mißhandelt hat? Vielleicht hat man ihm die Prügel erst angedroht. Furchtbar, wenn ein Mensch vollkommen unerwartet in ein dunkles Loch geworfen wird und nicht den geringsten Anhaltspunkt hat, wie lange er darin bleiben muß.

Der Neue hat sein Hin- und Herrennen unterbrochen. Torsten horcht unwillkürlich. Was macht er jetzt? Woran mag er den- ken? Torsten geht leisen Schrittes seine Runde weiter.

Der Neue klopft gegen die Wand. Leise, man hört es kaum. Er klopft in regelmäßigen Abständen. Die Spielerei scheint ihm Spaß zu bereiten. Armer Kerl, kaum eine Stunde hier unten und schon so ungeduldig, so unbeherrscht.

Oben auf der Station schleppen die Kalfaktoren Tee-Eimer. Gleich gibt es Abendbrot, und wieder ist ein Tag vorüber. Der Neue klopft noch immer, jetzt bedeutend lauter. Der soll sich nur nicht vom Wachtmeister erwischen lassen. Das ist ja ein ganz unruhiger Gast.

Der Kalfaktor kommt die Kellertreppe heruntergepoltert, und der Neue klopft immer noch. Da schlägt Torsten mit der Acht, die seine Hände zusammenhält, gegen die Wand. Das Klopfen unterbleibt. Es war aber auch höchste Zeit, schon ist der Wacht- meister im Keller und öffnet die erste Zelle.

SS-Wachtmeister Lenzer hat Dienst. Wüßte es Torsten nicht, so könnte er es hören; schon an der ersten Zelle geht das Schreien

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