Doch bevor es dazu kommt, hat ihn Riedel, der mit einem Satz auf ihn zuspringt, mit einem zweiten Schlag niedergestreckt. Inzwischen sind König, Lenzer und die beiden Wachtmeister vom B- Flügel aufgesprungen und haben sich auf die Raufenden geworfen.
,, Also, das ist dieser Kerl wirklich nicht wert, daß ihr euch seinetwegen befunkt!"
Die beiden werden getrennt.
, Warte, Bürschchen, wir rechnen noch ab!" ruft Riedel dem in fassungsloser Wut hinausstürzenden Obertruppführer nach.
Heinrich Torsten liegt seit einer Woche in Dunkelhaft. Er ist nicht wieder vernommen worden. Nach John Tetzlins Selbstmord blieb er einen Tag auf der Polizeistation des Untersuchungsgefängnisses, dann wurde er ins Konzentrationslager Fuhlsbüttel gebracht. Sie warfen ihn gleich am ersten Tag in Dunkelhaft und legten ihm wieder Handschellen an.
Die Zelle hat ein Gitterfenster wie alle Zellen; doch hier im Keller hat man es mit Brettern verdeckt; kein Fünkchen Licht fällt herein. Jeden dritten Tag, wenn es warmes Essen gibt, nimmt der Wachtmeister für zwanzig Minuten den Holzverschlag ab; die übrige Zeit befindet sich der Gefangene in völliger Dunkelheit.
Nach den ersten Stunden hilflosen Umhertastens gewöhnten sich die Augen an die Dunkelheit, und Torsten kann Strohsack, Wasserhahn und Klosett deutlich sehen. Dennoch ist ihm, als sei er blind. Phlegmatisch und abgestumpft ist er die ersten zwei Tage in der Finsternis umhergetappt und hat nur für seine zerschlagenen Glieder gelebt. Er badet kalt, massiert sich, so gut es in den Handschellen geht, und macht morgens und abends Freiübungen.
82


