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scheint aus seinem Gesicht zu weichen. Die übrigen SS -Leute wenden sich erstaunt Meisel zu. Aber keiner sagt ein Wort. „Ist das wahr?” fragt Riedel bestürzt. Dann dreht er sich um und rennt hinaus.
„Bist du denn total verrückt geworden?” König ist der erste, der die Sprache wiederfindet.
„Das hättest du nicht tun sollen!” begnügt sich Lenzer fest- zustellen, dann liest er weiter.
Meisel hat einen roten Kopf bekommen. Er merkt, wie ihm sogar
. der Hals rot anläuft. Verdammt, da hat er sich eine unangenehme
Sache eingebrockt. Das wäre nicht nötig gewesen. Sie sind heute alle so seltsam. Ach was, Scheiße, dieses sentimentale Geflenne.
Nach einer Weile tritt Riedel wieder in die Stube. Meisel steht immer noch am Fenster. Riedel geht direkt auf ihn zu.„Was soll das bedeuten?”
„Schon gut, es war ein Scherz!”
„Scherz nennst du das?“
„Ja, Scherz nenn ich das! Und im übrigen könnte es, weiß Gott , gar nichts schaden, wenn du dir etwas mehr kämpferische Rück- sichtslosigkeit und Härte zulegen würdest!”
Riedel ist unheimlich ruhig; es ist Meisel gar nicht wohl zumute, wie Riedel ihm ruhig und gemessen die Worte ins Gesicht wirft: „Kämpferische Rücksichtslosigkeit und Härte? Du Mistpäckchen hast sie dir doch erst hier im Gefängnis zugelegt, nicht wahr? Wo warst du Haufen Dreck denn, als es auf kämpferische Rück- sichtslosigkeit und Härte ankam? Du Scheißkerl, du!”
„Ich werde Meldung machen, verlaß dich drauf!“
Jetzt ist es mit der Ruhe bei Riedel vorbei, er holt aus, schlägt zu, und Meisel kippt seitlich über den Stuhl. Kreidebleich erhebt er sich und versucht, seinen Revolver aus der Tasche zu ziehen.
6 Bredel, Prüfung 81


