Das Konzentrationslager
„ Links! Links! Links, zwei, drei, vier!
Könnt ihr Schweine denn keinen Schritt halten?... Im Roten Frontkämpferbund klappte es doch!... Gerade Haltung da, du schaukelst ja wie' ne angebuffte Jungfrau!"
Gleich einem scharfen Schäferhund rennt Truppführer Teutsch um die in zwei Gliedern über die Gefängnishöfe marschierenden Zugänge. In der Kleiderkammer hat jeder zwei Wolldecken, eine Jacke, Hose, Weste- alte, abgetragene, braunschwarzgestreifte Zuchthauskleidung bekommen, dazu ein Zuchthauskäppi, ein Paar schwere Soldatenstiefel, Bettlaken und Handtuch. Diese Sachen unterm Arm, marschieren die neu eingelieferten Schutzhaftgefangenen in militärischer Ordnung über die verschiedenen Höfe des alten Zuchthauses.
Die ersten Tage des September sind heiß wie die Augusttage. Eine lichtflimmernde, milchige Masse drückt auf die Erde. Ein Wunder, daß die Bäume jenseits der Gefängnismauer an dieser Glut noch nicht verdorrt sind. Das Grün der Blätter ist eine Oase für die gepeinigten Augen. Trostlos und bedrückend zieht sich vor dem sommerlichen Schmuck der Kirsch- und Birnbäume die hohe, schmutzigrote Gefängnismauer hin.
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Links, links, links die Zugänge marschieren an alten, verdreckten und verfallenen Zuchthausbauten vorbei, deren Abbruch das Hamburger Stadtparlament längst beschlossen hat. ,, Links! Links!" Truppführer Teutsch läuft die Reihen entlang, tritt hier und dort einem Gefangenen, der ihm nicht gut genug
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