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Wort. Wie sie durch die verlassenen, dunklen Korridore des Alten Stadthauses gehen, schreit in einem Zimmer eine Frau auf, kurz und gellend. Dann ist wieder Stille. Die Wachtleute gehen weiter, als hätten sie nichts gehört. Vom Neuen Stadthaus gehen sie durch eine Einfahrt in den roten Backsteinbau des früheren Wohnungsamts. Dort bleiben sie im Korridor des Erdgeschosses stehen.

Mit dem Gesicht an die Wand dort hinstellen!

Aus dem Nebenraum kommen weitere SS -Männer, unter ihnen Sturmführer Dusenschön. Gespreizt und wichtig geht er auf Torsten zu, stellt sich dicht hinter ihn und zerrt ihn am Ärmel: Dreh dich mal um! Du warst also Reichstagsabgeordneter? Reichstagsabgeordneter der Kommune? Los, antworten!

Torsten hat sich umgedreht und blickt dem breitbeinig vor ihm stehenden, untersetzten Menschen ins aufgequollene, rotviolette Gesicht. Ein Trinker. Und ein Vieh. Ein bösartiges Vieh. Torsten sieht ihn groß an und gibt keine Antwort.

Willst du nicht antworten, oder hast du nicht begriffen? Du warst doch Reichstagsabgeordneter?

Torsten schweigt. Dusenschön fixiert ihn mit zusammengekniffe- nen Augen und preßt die Lippen aufeinander, dann aber lacht er laut auf:Mein Lieber, du wirst bei uns noch reden lernen! Und er lacht, daß ihm der fleischige Hals rot anläuft. Doch sein Lachen ist unecht, ist verkrampft. Sogar die SS -Leute merken das; sie lachen nicht mit, sondern starren nur wortlos auf den

stummen Gefangenen.

Der SS-Posten an der Einfahrt schreit:Achtung! DieSS-Wacht- leute zucken zusammen, zupfen ihre Uniformen und ihre Mützen zurecht. Sturmführer Dusenschön wirft einen prüfenden Blick auf seine Leute. Der Blick sagt: macht mir keine Schande! Da

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