Räumen, deren Türen sperrangelweit offenstehen, die schnar­rende Grammophonmusik, die durchs Haus geistert, die einzel­nen grimmigen, laut auftretenden SS - Soldaten mit Stahlhelm und Karabiner ein Eindruck von lähmender Hoffnungslosig­keit. Es ist aus! Es ist aus!

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Miesicke kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Ver­schwommen steht sekundenkurz Bella vor ihm, mit ganz großen Augen und halboffenem Munde. Ja, so wird sie dastehen, wenn alles aus ist. Und Karl Kroll und der gute, alte, dicke Josef Mendes. Was werden sie sagen? Was werden sie sagen? ,, Hier bleib stehen!"

Erschreckt zuckt Miesicke zusammen, stellt sich an die Wand und blickt bettelnd zu dem kalkigen Gesicht unter dem Stahl­helm auf.

,, Mit dem Gesicht zur Wand, du Idiot! Näher ran! Noch näher! Und wehe, rührst du dich!"

Miesicke steht mit dem Gesicht so dicht an der Wand, daß die Schuhspitzen die Bodenleiste berühren, und die Nase an die Wand tippt. Der SA- Mann tritt in ein Zimmer. Miesicke richtet sich ein wenig auf. Er blinzelt vorsichtig nach rechts und links: er ist ganz allein auf dem Korridor. Links ist der Treppenaufgang. Wenn er jetzt flüchtete? Es zuckt in ihm. Es rieselt ihm durch alle Glieder. Flieh doch! Flieh doch! Die Treppen hinunter. Dann weiter durch die Auffahrt in die Große Bleichen. Ihm schwin­delt. Er taumelt mit dem Gesicht gegen die Wand. Er hat nicht die Kraft, nicht die Nerven; er klebt an der Wand dieses Korri­dors wie eine Fliege am Leim. Es ist alles aus! Es ist alles aus! Warum hat man ihn nicht in der Zelle gelassen? Er ist doch schon vernommen. Warum soll denn nun gerade er nicht mehr leben dürfen? Bella... Es ist aus..

,, Reinkommen!"

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