doch gar kein Kommunist sein. Bedenken Sie, ich habe ein Ge­schäft. Ich bin doch kein Arbeiter!"

,, Es gibt noch ganz andere Leute als Sie, die Kommunisten sind, -davon abgesehen. Und Sie als Jude? Noch einmal: Bleiben Sie bei Ihren Aussagen?"

,, Aber ja, Herr Kommissar!"

,, Kennen Sie denn wenigstens den Namen Tetzlin?"

,, Nein, Herr Kommissar, den kenne ich nicht!"

,, Dann können Sie wieder gehen! Warten Sie, ich bringe Sie zurück!"

,, Und... und wann werde ich entlassen?"

,, Darüber entscheide nicht ich!"

Der Kommissar klappt ärgerlich das Aktenbündel zu, klemmt es unter den Arm und verläßt vor Miesicke das Zimmer. Dieser bleibt an seiner Seite.

,, Sie hätten lieber gleich die Wahrheit sagen sollen!"

,, Aber ich habe doch die Wahrheit gesagt!"

,, Na, wie Sie wollen!"

Auf dem Korridor liefert der Kommissar Miesicke an einen Uni­formierten ab. Miesicke verabschiedet sich mit einer kleinen Ver­beugung. Der Kommissar nickt mit dem Kopf. Dann geht er den Korridor zurück. Miesicke wird wieder in die große Sammelzelle geschlossen, die er noch vor wenigen Minuten niemals wieder zu betreten hoffte. Gestank und Tabaksqualm schlagen ihm ent­gegen, alles ist ihm jetzt noch widerwärtiger als vorher. Die gelbe Glühbirne, die die Zelle kümmerlich erhellt, die vielen Männer mit den schleppenden Schritten und lauernden Augen, das offene, stets besetzte Klosett, die verschmierten Wände, alles ist ihm plötzlich so entsetzlich, so zuwider, so unheimlich, daß es ihn in der Kehle würgt.

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