zählen muß, wie die aussahen, die ihn verprügelten, und womit sie prügelten. Die übrigen lösen sich in laut und erregt er­zählende, streitende und schimpfende Gruppen auf.

Miesicke vernimmt schaurige, unvorstellbare Berichte. Einer will auf dem KzbV in der Großen Bleichen gesehen haben, wie vier ausgesucht starke SA- Männer über einen vielleicht sechzigjähri­gen Mann hergefallen sind und mit Stuhlbeinen und Gummi­knüppeln Aussagen aus ihm herauspressen wollten. Ein anderer weiß angeblich genau, daß sie vor einigen Tagen einen gewissen Fritz Wollgast das rechte Auge ausgeschlagen haben. In einer anderen Gruppe berichtet einer, daß während seiner Vernehmung am Vortage ein junges Mädel mißhandelt wurde. ,, Ein SA- Mann kam erhitzt und aufgeregt ins Vernehmungszimmer und rief den anderen zu:, Das Saustück sagt nichts!', Vielleicht weiß sie wirk­lich nichts', meinte einer. Die weiß es bestimmt! Der ist nicht verschwunden, ohne ihr zu sagen, wohin! Die macht mir nichts vor. Aber wir haben ihr auch den Arsch zur Landkarte gehauen. Wo du hinblickst: Afrika , schwarzer Erdteil!' Diese verdammten Sadisten."

Natürlich sagte sich Miesicke: das darf man nicht alles glauben. Das sind so die üblichen Übertreibungen. Sicherlich gehen die Nazis nicht gerade sanft mit ihren Gegnern um, aber es sind doch Menschen, Deutsche, Hamburger, keine wilden Tiere. Sie sind Soldaten, und deutsche Soldaten vergreifen sich nicht an deut­schen Frauen und Mädchen. Ja, der dort ist verprügelt worden, aber wer weiß, was er auf dem Kerbholz hat. Er wird es hier drinnen niemand auf die Nase binden. Er wird schon was aus­gefressen haben, mir nichts dir nichts wird kein Mensch so zu­gerichtet. Und Miesicke sagt zu allem, was er sieht und hört, kein Wort. Er denkt sich sein Teil und ist froh, mit dergleichen nichts zu tun zu haben.

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