geschwollenen, blauen Fleck am Halse und Blut am linken Ohr. ,, Was will man von dir?"

,, Namen will man!"

,, Du darfst keinen verraten!" ruft einer von den Bänken.

,, Schnauze halten, Idiot!" antwortet ein anderer. ,, Hier ist be­stimmt' n Spitzel drunter!"

Der Mißhandelte löst seinen Gürtel und läßt die Hose herunter. Gesäß und Oberschenkel sind voller blutunterlaufener Striemen. Wie er das Hemd hochzieht, werden armdicke, rotblaue Schwel­lungen auf dem Rücken sichtbar.

,, Dich haben sie aber gründlich gemeint. Zimmer 103, was?" Der Gefragte nickt nur und zieht verbissen schweigend die Hose wieder hoch. Die meisten Gefangenen sind plötzlich satt. Miesicke auch. Zwei Burschen fallen sofort über sein kaum angerührtes Essen her. Oft hat Miesicke draußen von Mißhandlungen auf dem Stadthaus gehört. Doch die so etwas verbreiteten, waren ge­wöhnlich Kommunisten, und denen war seiner Ansicht nach nicht zu glauben. Nun sieht er es mit eigenen Augen. Was mag der ausgefressen haben, daß sie ihn so zurichteten? Er wagt nicht zu fragen, so gern er es auch wüßte. Da fragt ein anderer und erhält die Antwort:

,, Im Kampfbund war ich Gruppenführer. Wir haben Flugblätter verteilt. Mich haben sie geschnappt, und nun wollen sie wissen, wer die anderen waren!"

Wer jetzt politisch hier ist, der hat nichts zu lachen!"

Miesicke dreht sich nach diesen Worten um. Die Hände tief in den Hosentaschen steht der Bursche hinter ihm, der um hundert Mark bald einen Menschen erschlagen hätte. ,, Mich", erläutert er überlegen lächelnd ,,, mich ziehn keine zehn Pferde in die Politik! So blau sein!"

Drei, vier bleiben um den Mißhandelten, der immer wieder er­

3 Bredel, Prüfung

33

2