Was wird's geben? Wie ist das Essen hier? Kommt es vom Untersuchungsgefängnis, oder kochen die hier selbst? Einer will wissen, daß es eine in der Nähe befindliche Wohlfahrtsküche liefert.

Der Tabak ist ausgegangen. Jeder schnorrt. Gierige Blicke hän­gen an den kurzen Stummeln, die von Mund zu Mund wandern. Die Luft ist unerträglich vor Abort- und Schweißgeruch und Tabakqualm. An der Zellentür steht statt eines Spucknapfes ein großer, flacher Sandkasten, voller dicker Schleimfetzen. Miesicke gibt sich Mühe, ihn nicht zu bemerken; blickt er dennoch zu­fällig darauf, verspürt er Brechreiz.

Die Eẞnäpfe werden hereingebracht. Die Gefangenen stellen sich, jeder seinen Napf in der Hand, vor der Tür an. Es gibt Nudelsuppe.

Miesicke löffelt eifrig. Er entdeckt sogar kleine Stückchen Fleisch. Es schmeckt besser, als er erwartet hat. Rundherum auf den Bän­ken allgemeines, schweigendes, hastiges Schmatzen. Miesicke iẞt behutsam. Er hat kaum drei Löffel voll gegessen, da hört er schaben und kratzen. Die jungen Burschen haben ihr Essen schon heruntergeschlungen.

Während des Essens öffnet sich die Tür; der junge Arbeiter tau­melt herein. Er geht krumm, als trüge er an einer unsichtbaren Last. Das linke Auge ist blau angeschwollen und blutet. Alle blicken ihn an. Die meisten stellen ihre Eẞnäpfe beiseite und um­ringen ihn.

,, Menschenskind, was haben sie denn mit dir gemacht?" Schweratmend steht der untersetzte Prolet da und blickt mit wilden Augen unheimlich starr an den Umstehenden vorbei. ,, Sauhunde!" stößt er heiser hervor.

Miesicke ist auch aufgestanden. Fassungslos starrt er auf den Geschundenen. Jetzt bemerkt er noch einen handgroßen, an­

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