Miesicke läuft es eiskalt über den Rücken. Erregt trippelt er neben den beiden jungen Kerlen her. Er möchte von ihrem Ge­spräch kein Wort verlieren.

,, Besonders, da ich gar nicht mehr dran gedacht habe. Das Ganze liegt sieben Monate zurück. Pech!"

,, Menschenskind, das kann aber noch schlimmer werden. Die fällen ja jetzt Urteile, das ist haarsträubend. Wenn du nur auf der Straße laut furzt, wirst du ja schon verknackt!"

Die Tür geht auf. Alle blicken erwartungsvoll hin. ,, Sauer", ruft der Beamte vom Korridor. Der Arbeiter in den Manchesterhosen erhebt sich schwerfällig und geht an die Tür.

,, Heißen Sie Sauer? Otto Sauer?"

" Ja!"

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Kommen Sie!"

Hinter ihm schließt sich wieder die Tür.

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SO

Die drei setzen ihren Marsch fort. Der Gentleman- Räuber nennt Miesicke ihn in Gedanken hat beide Hände in den Taschen und pfeift vor sich hin. Er scheint entschlossen zu sein, sich mit Galgenhumor über das Loch, das sich jetzt in seinem Leben auftut, hinwegzusetzen.

,, Hat es sich wenigstens gelohnt?"

,, Oochwat, nich mal hundert Mark dabei geerbt!" Und er winkt lässig mit der Hand ab. ,, War' ne miese Sache. Gott sei Dank lebt der Alte, sonst wär' es noch beschissener."

Für Miesicke ist das zu viel. Er gibt vor, nicht mehr laufen zu können, und läßt die beiden allein. Von seinem Bankplatz aus betrachtet er sie verstohlen und wird sich plötzlich mit Grauen bewußt, wo er sich befindet. Gerechter Gott, wenn man ihn doch bloẞ bald holen wollte...

Auf dem Korridor klappern Kannen. Essenszeit. Unter den Ge­fangenen wächst die Unruhe. Fragen wirbeln durch den Raum.

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