nase und kleinen, stechenden Augen. Das dunkelblonde Haar ist in der Mitte der eingedrückten Stirn gescheitelt.

Miesicke ist bald fünf Stunden in dieser Zelle, er wird kühner. ,, Darf man sich anschließen?"

,, Von mir aus!"

Jetzt laufen sie beide von der Wand zum Fenster, vom Fenster zur Wand. Miesicke wartet darauf, daß sein Nebenmann ein Ge­spräch beginnt. Der scheint aber nicht die Absicht zu haben. Bald schließt sich ihnen noch ein Dritter an, ein schlanker, gut aus­sehender Mensch in Regenmantel und Schlapphut. Der beginnt zu erzählen. Er hat ein Verhältnis mit einer älteren Person ge­habt, und als er stellungslos wurde, hat sie ihm geholfen. Er liebt sie aber nicht mehr und ist fortgegangen. Da hat sie ihn wegen Zuhälterei angezeigt. Er schwört, daß alles nur eine Ausgeburt blinder Eifersucht sei.

Gleichgültig, gelangweilt pfeift Miesickes Nebenmann während dieser Erzählung durch die Zähne. Er verliert kein Wort. Nach einer Weile aber lacht er auf: ,, Es sind alles Kanaillen!" ,, Wieso, hat dich auch ein Weib reingerissen?"

,, Das nicht! Aber geh' mir mit die Weiber los!"

Miesicke kann kaum Schritt halten, so holen die beiden aus. Doch er fiebert vor Neugier. Angesichts der menschlichen Tra­gödien um sich vergift er seine eigene.

,, Ich? Ich hoffe so um 1937 frei zu sein."

Miesicke zuckt zusammen, als habe er einen Schlag erhalten. Ent­setzt betrachtet er seinen Nebenmann.

,, Dicker Knast!" bemerkt trocken der Dritte. Für was denn?"

,, Ladenkasse ausgeräumt! Raubüberfall!"

,, Ah!" macht der unschuldige Zuhälter, als habe er sich die Finger beschmutzt. ,, Das ist unangenehm!"

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