,, Ik? Wo denn? Mok man keene Flausen!"
Wie die Beamten draußen sind, und schmatzend gegessen und getrunken wird, meint einer:„ Du hast aber doch zwei Stück bekommen!"
,, Klor! Warst du von een Stück satt?"
Miesicke hätte gern ein wenig gegessen, er würgt und würgt. Schließlich gibt er es auf. Drei Hände strecken sich gierig nach seinem Brot aus. Bei der dampfenden Kaffeebrühe, die faulig bitter schmeckt, unterdrückt er aber seinen Widerwillen und trinkt. Er muß doch etwas Warmes im Magen haben. ,, Warum bist du hier?"
Miesicke überlegt lange. ,, Ich weiß es beim besten Willen nicht!" Na, Mensch, brauchst dich nicht zu genieren!" ,, Ehrenwort, ich weiß es nicht!"
,, Ganz richtig, Alter!" ruft einer dazwischen, bleib nur dabei. Hier in diesen Sammelzellen ist es nicht sauber. Es wird viel zu viel gequatscht!"
Furchtbar ist dieses ungewisse Warten, ermüdend und zermürbend. Miesicke hat die Nacht nicht geschlafen, hat sich nicht waschen, hat nichts essen können; jetzt fühlt er einen dumpfen Druck im Schädel, der immer stärker wird. Die Luft ist schlecht geworden. Das halbgeöffnete Zellenfenster ist nur klein. Der Abortgestank bleibt in der Zelle. Und Miesicke kriecht in sich hinein und hofft von Stunde zu Stunde, daß man ihn aufruft. Wenn sie ihn erst rufen, kommt er frei, daran zweifelt er nicht. Ein junger Bursche, in elegantem, auf Taille gearbeitetem grauen Maßanzug, waagerechten, auswattierten Schultern, sorgfältig gebügelten Hosen, erregt Miesickes Aufmerksamkeit. Ununterbrochen läuft er mit schnellen Schritten durch die Zelle, vom Fenster zur Wand, von der Wand zum Fenster. Miesicke findet sein Gesicht unangenehm. Es ist klein, länglich, mit einer Kinder
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