Fremde geradeswegs nach der hinteren Plattform des Dampfers. Wie er die Kajütentür, die dorthin führt, schließen will, stutzt er, denn Miesicke ist ihm gefolgt.

,, Hier ist es wenigstens kühl!" Miesicke macht die Bemerkung ein wenig verlegen.

Weitere Fahrgäste setzen sich auf die halbrunde Bank der Platt­form: ein junges Mädchen und eine Frau mit einem Jungen und einem Mädel. Der etwa achtjährige Junge bestürmt seine Mutter mit Fragen. Das junge Mädchen, ein dralles Ding, holt ein säuber­lich eingeschlagenes Buch aus ihrem Stadtkoffer.

Miesicke möchte das Gespräch weiterführen, er weiß aber nicht recht wie. Albernes will er auch nicht sagen.

Die Schiffsglocke läutet. Der Kontrolleur wirft das Tau von dem Poller. Der Schiffstelegraph gibt das Signal, sogleich arbeitet die Maschine, und langsam gleitet der Dampfer von dem Kai. Der Fremde steht mit dem Rücken gegen die Kajütentür und be­trachtet das entschwindende Bild der Alsterpromenade. Je mehr sich der Dampfer vom Ufer entfernt, um so deutlicher, mäch­tiger, beherrschender erheben sich die Türme über der Stadt. ,, Ganz großartig, diese vielen alten Türme!"

Das ist an Miesicke gerichtet. Der schnappt gierig zu. ,, Fein, was? Jaa!" Er freut sich wie ein Kind, dessen Spielzeug bewundert wird. Der Turm dort, der verschnörkelte, das ist der Rathaus­turm. Der dahinter ist der Turm der Nikolaikirche. Ein rauher, finsterer Herr, was? Paẞt gar nicht, paẞt ganz und gar nicht in unser Stadtbild. Aber dort hinten, das ist die Catharinenkirche. Schön, was? Sehen Sie, wie die Turmspitze blinkt und glitzert? Die Krone ist aus Gold, pures Gold aus dem Störtebekerschatz. Eine alte, ganz alte Dame!"

Miesicke redet sich selber in Begeisterung. Nicht nur der Fremde

2 Bredel, Prüfung

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