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gebrochenen Altstadt. Hier sollte Hamburgs neue City erstehen; es war die Krise, die einen Strich durch diese Pläne machte. Hauptbahnhof.
Der Fremde hat sich in sein Abteil zurückgezogen; er hat noch Zeit; er will erst am Dammtorbahnhof aussteigen.
Ein Drängen und Hasten, Rufen und Winken, Begrüßen und Küssen. Kofferbehangene Gepäckträger bahnen sich schwitzend ihren Weg. Zeitungsverkäufer fahren mit ihren Karren den Zug ab. SA und Bahnpolizisten mischen sich unter die Menge. Das Fauchen und Zischen der Lokomotiven erfüllt die Riesenhalle. Der Zug hat sechs Minuten Aufenthalt.
Merkwürdig, nun in Hamburg angelangt, schwindet die Unruhe, kehrt das alte Selbstvertrauen wieder. Zum Teufel, sagt sich der Fremde, Hamburg ist doch ein großartiges Terrain, hier haben wir eine Arbeiterschaft mit solider Tradition.
Die Alster!...
Der Fremde murmelt vor sich hin, er hat es auswendig gelernt: ,, Zwei Uhr fünfzig am Anlegeplatz der Alsterdampfer Jungfern stieg . Mit Alsterdampfer Sybille' nach Mühlenkamp. Auf den Perron gehen."
Nur noch zwei Fahrgäste stehen mit ihm im Durchgang. Den einen fragt er: ,, Entschuldigen Sie, können Sie mir vielleicht den Jungfernstieg zeigen?"
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" Vielen Dank!"
Der Fremde sieht vor der Promenade kleine, weiße Dampfer liegen. Dort also ist die Dampferstation Jungfernstieg , dort hat er sich einzufinden.
Was für eine Stadt! Diese vielen herrlichen Türme! Diese großen Handelshäuser! Dieser gewaltige Hafen! Diese Ozeanriesen!
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