leisen Möglichkeit rechnete, daß ich den SS. - Leuten keinen Anlaß zu der Annahme gegeben hatte, daß ich mit offenen Augen und klarem Blick und Treue zu mir selber meinen Weg gegangen war, denn ich war ihnen meines Wissens in dieser Beziehung niemals irgendwie auf­gefallen.

Etwa zwei Monate nach der Benachrichtigung durch meine Ange­hörigen werde ich zur sogenannten ,, politischen Befragung" zum Schutz­haftlagerführer Rödl befohlen. Wir Häftlinge wußten sehr wohl, was es mit dieser politischen Befragung" auf sich hatte. Sie war nicht viel mehr als eine Farce. Mancher Häftling, der schon mehrfach zu solcher Befragung befohlen worden war und dem man immer wieder bei solchem Anlaß versichert hatte, daß er nun wohl bald nach Hause gehen würde, wurde dennoch nicht entlassen, auch wenn er sich im Lager schon seit Jahren einwandfrei geführt hatte. Und andererseits waren viele Häftlinge ohne eine solche Befragung entlassen worden. Einwand­freie Lagerführung und die glaubhafte Versicherung, daß man sich jetzt in die Ordnung des nationalsozialitischen Staates einfügen werde, waren ür die Entlassung aus dem Lager ebensowenig entscheidend, wie wieder­holte Bestrafungen und ungeschickte Bemerkungen.

Darum legte ich auch meiner politischen Befragung keine besondere Bedeutung bei. Sie wickelte sich außergewöhnlich kurz ab.

Der Schutzhaftlagerführer Rödl saß mit meiner politischen Akte vor sich hinter seinem Schreibtisch, als ich sein Verwaltungszimmer betrat. Nach meiner Meldung blätterte er in der Akte und fragte mich dann: ,, Hast du Kinder?"

,, Ja, Herr Obersturmbannführer."

دو

Wieviel?"

,, Drei, Herr Obersturmbannführer."

,, Deine Kinder werden sich wohl freuen, wenn du jetzt wieder nach Hause kommst?"

,, Gewiß, Herr Obersturmbannführer."

,, Der Alteste hat hier ein Entlassungsgesuch eingereicht. Wenn du jetzt entlassen werden solltest, dann kannst du das nur ihm verdanken. Verstanden?"

,, Jawohl, Herr Obersturmbannführer."

,, Na, dann geh man jetzt wieder an deine Arbeit."

,, Zu Befehl, Herr Obersturmbannführer."

Das war alles. Ich wurde nicht, wie sonst üblich, nach eventuellen Lagerstrafen, meiner jetzigen politischen Einstellung und nach meiner

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