in welchem Block die Krankheit zuerst aufgetreten ist. Aber die ersten Fälle sind Einzelfälle, die keinen Anhaltspunkt geben. Überall werden sofort alle Maßnahmen getroffen, um einer weiteren Ausbreitung der Krankheit vorzubeugen. Trotzdem mehren sich die Fälle.

Ich habe eine schematische Lagerzeichnung mit den einzelnen Wohn­blocks angefertigt und trage jede Neuerkrankung in die Zeichnung ein. Nach wenigen Tagen schon weisen die Eintragungen wie mit einem Pfeil auf das Sonderlager!

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Dr. Ding, Walter Krämer und ich dringen in das hermetisch ab­geschlossene Sonderlager ein. Es ist dasselbe Bild wie damals vor vier, fünf Monaten, nur noch grauenhafter, noch entsetzlicher, noch un­beschreiblicher. Und kein Zweifel, hier wütet die Ruhr in unvorstell­barstem Ausmaß.

Und jetzt ist auch kein Zweifel mehr: Die Ausscheidungen der Kran­ken, die nicht nur in den Zelten, sondern auch über den ganzen Hof­platz den Erdboden bedecken, sind vom Regen in das bergabwärts ge­legene Hauptlager gespült worden. Die primitive Latrinengrube- ein tiefes Erdloch mit einem vollständig verschmutzten Baumstamm dar­über ist mit Blut, Eiter und Exkrementen angefüllt und-- läuft über. In Rinnsalen sickert mit einfach unerträglichem Gestank der grauenhafte, dünnflüssige Schlick talabwärts ins Hauptlager

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Mit Zentnern von Chlorkalk versuchen wir, diese geradezu ideale Brutstätte für den gefährlichen, mörderischen Ruhrbazillus zu vernich­ten. Nach monatelangem Kampf gelingt es uns auch, die Epidemie bis auf ein geringes Maß einzudämmen. Aber wie viele Opfer hatte sie dahingerafft.

Das Sonderlager ist nach wenigen Wochen bereits restlos liquidiert. Als nach einer gewissen Zeit in diesem Lager die Zahl der Häftlinge, die an ,, Sch.... rei kaputtgingen", nachließ, besorgte sich der Scharführer, der die Essenausgabe im Sonderlager unter sich hatte, aus dem inzwischen eingerichteten physiologischen Institut künstlich gezüchtete Bakterien­kulturen und mischte sie--- dem Essen bei. Er wollte möglichst rasch von seinem Sonderauftrag befreit werden und wurde es so auch.

Das physiologische Institut, das bei der Öffnung des Lagers noch vor­gefunden wurde, wurde während der zuvor beschriebenen Ruhrepidemie errichtet. Eines Tages, als wir uns mitten im Kampf gegen die Seuche

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