gesorgt, und das, was wir noch einzufügen hatten, paßte sich ganz vorzüglich in die Kolumne ein.
Was wir da taten, taten wir für unsere Kameraden. Hätte man uns erwischt, wir wären samt und sonders ,, matschige Leichen" geworden. Wir wußten es genau, aber wir mußten es dennoch tun! Denn in uns war ein Gesetz lebendig, so stark, so elementar, so kategorisch, daß es nichts gab, was sich ihm nicht unterordnete! Ich glaube, hätte man uns alle totgeschlagen, dieses Gesetz wäre noch am Leben geblieben.
Wie mancher hat sein Leben in Buchenwald hingegeben, weil ihn das ,, moralische Gesetz" in ihm ,, zwang", seinen Kameraden uneigennützig zu helfen! Ich weiß, wir haben in Deutschland viele Totenmale zum Gedenken, zur Ehre und zur Mahnung aufzurichten, denn die Zahl der Naziopfer ist Legion. Dieses Denkmal in Buchenwald darf dabei nicht vergessen werden!
茶茶 茶
Es gehört bestimmt nicht viel Beobachtungsgabe dazu, um festzustellen, daß die Natur jedem Menschen ein anderes Gesicht, einen anderen Habitus mit auf den Lebensweg gibt. Selbst Zwillinge, die sich zum Verwechseln ähnlich sehen, werden von der Mutter und den Menschen, die täglich mit ihnen umgehen, ohne weiteres unterschieden. Und es gehört auch nicht viel Beobachtungsgabe dazu, um einem Menschen mit ziemlicher Sicherheit vom Gesicht, von der Kleidung usw. abzulesen, wessen Geistes Kind er ist.
In Buchenwald aber war es nach wenigen Tagen schon einfach unmöglich, einem Menschen vom Habitus oder vom Gesicht abzulesen, was er im bürgerlichen Leben wohl gewesen sein mochte. Das erbarmungslos harte Schicksal, das über allem stand, zermalmte fast jedes Unterscheidungsmerkmal, und nur der geschulte Psychologe vermochte vielleicht hier und da noch ganz grobe Merkmale zu entdecken, die den Charakter so oder so zu deuten schienen.
Da waren überall die gleichen zerrissenen, verschmutzten Uniformen, die glattgeschorenen Schädel, die gleich ausgemergelten bartlosen Gesichter, überall die gleiche Mischung von Furcht, Grauen und Fatalismus in den Augen der Häftlinge, die gleiche Not, das gleiche Elend, die gleiche ,, Lebens" führung. Und wenn da in Reih und Glied der Gelehrte neben dem Arbeiter, der Seelsorger neben dem Gewohnheitsverbrecher, der
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