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ja 1000 Reichsmark und mehr verdienen" konnte. Aber so unglaub­lich es mir auch erschien und so sehr sich irgendetwas in mir gegen diese Erkenntnis wehrte, es dauerte nur kurze Zeit, bis ich es nicht nur glauben mußte, sondern es auch wußte.

Als ich ihm wieder einmal einige hundert Mark, die ich einkassiert hatte, aushändigen wollte, sagte er, daß er dieses Geld an die Unter­stützungkasse der SS. abliefern wolle. Die Kasse hätte zwar genug Geld­mittel, aber er müsse ab und zu einè Summe dorthin abführen, da es bei der Lagerleitung bekannt sei, daß ,, zuweilen" Einnahmen aus Attest­gebühren eingingen. Bei einem anderen Male fragte er mich, ob ich per­sönlich Geld gebrauche. Ich lehnte die Annahme von Geld mit dem Hin­weis ab, daß ich nur 10 Reichsmark bei mir tragen dürfe, selbst Geld habe und im übrigen ja sowieso nicht wüßte, was ich mit dem Geld an­fangen könnte, da die frühere Möglichkeit des Kantineneinkaufes wegen Mangels an Waren fast gar nicht mehr vorhanden war. Die Gründe mußte er gelten lassen, wenngleich ich auch das starke Gefühl hatte, daß er genau wußte, weshalb ich ablehnte. Sicherlich hat er innerlich über mich ,, Phantasten" gelacht, aber ich gehöre nun einmal nicht zu jenen Menschen, die bedenkenlos sagen können: ,, non olet".

茶茶

Ding dürfte sich überhaupt manchesmal über die seltsamen Vögel ge­wundert haben, denen das Messer doch an der Kehle saß und die trotz­dem noch ihre unbegreiflichen Grundsätze hatten. Er selbst hatte es mehrfach mehr als deutlich zu verstehen gegeben, daß er bereit war, fünf gerade sein zu lassen, wenn sich ein Häftling auf Kosten seiner Mit­häftlinge einen persönlichen Vorteil verschaffte. Aber diese ,, komischen Käuze" gaben ihm keine Gelegenheit, seine Bereitschaft durch die Tat zu erhärten. Und um diesen Häftlingen, die die ganze Arbeit für ihn taten, einige Vitaminpräparate und stärkende Arzneimittel geben zu können, mußte er von den Firmen, die für ihre Präparate in den medi­zinischen Wochenschriften die Reklametrommel rührten ,,, Arztmuster" anfordern. Die wurden von den Häftlingen angenommen. An den Prä­paraten in der Häftlingsapotheke vergriff sich keiner.

Einmal im Monat wurde an das SS. - Sanitätsamt in Berlin eine Be­stellung über Verbandmaterial, Medikamente, Instrumente usw. auf­gegeben. Zuerst wurden diese Bestellungen ziemlich lax gehandhabt.

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