sogar noch eine kleine Leichenkammer einrichten, so daß wir wenigstens zeitweise dem Zustand ein Ende bereiten konnten, daß in der Revier­baracke Tote, Sterbende und Lebende durcheinander lagen.

Die Heizung der Baracken erfolgte durch Ofen, in denen in der Hauptsache Briketts verfeuert wurden. Die Beschaffung der Briketts vom Kohlenplatz war Sache des Stubendienstes. Die sogenannten Ver­waltungsbaracken, wozu auch unsere Revierbaracke gehörte, aber wur­den mit Holz und Briketts von einer Arbeitskolonne versorgt, die selbst in diesem ungewöhnlichen Lager noch besonders auffiel.

Wenn man diese Kolonne von ferne unter Begleitung ihres Kapos durch das Lager marschieren sah, hatte man unwillkürlich den Eindruck, als sähe man eine Herde kleiner Elefanten im Gänsemarsch ihres Weges ziehen. Niemals sah man die Kolonne ohne Tragkasten, ob voll, ob leer, ob morgens, mittags, oder abends, immer waren je zwei Häftlinge Kopf und Schwanz eines solchen Tragkastens. Während sonst Arbeitskolon­nen in schnellem Schritt durchs Lager gingen- außerhalb des Lagers wurde vielfach den ganzen Tag ununterbrochen im Laufschritt gear­beitet!, diese Kolonne hatte Zeit und marschierte langsamer noch als ein Leichenzug, aber mit einer geradezu roboterhaften Beständig­keit.

Beim Näherkommen entdeckte man dann, daß fast jeder Häftling in dieser Kolonne einen ungewöhnlich stupiden, fatalistischen Eindruck machte und um den Arm eine weiße Binde mit der Aufschrift ,, Blöd" oder ,, Dof" trug.

Die Kolonne war eine Einrichtung, die der Schutzhaftlagerführer SS.- Obersturmbannführer Röd 1 persönlich getroffen hatte und auf die er besonders stolz war. Daß sie eine eindringliche Anklage gegen den Nazismus war, hat dieser traurige Geselle ebensowenig empfunden wie er erkannt hat, daß die ganze Einrichtung im Grunde recht, recht ___ blöd war.

Die Kolonne wurde Blödenkompanie genannt. Ihre Mitglieder waren selbst im Lager bis zu einem gewissen Grade ,, tabu". Zwar waren sie von dem allgemeinen Lagerleben nicht ausgenommen. Sie mußten genau so hungern, frieren und unmenschlich hausen, wie alle anderen, und genau so alles ertragen, was über das Lager an Strafen und Ungemach kam, aber sie wurden z. B. bei ihrer Arbeit nicht getrieben oder geschlagen,

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