gelagert und die Kleidung der Revierkranken primitiv zwar, aber doch ordnungsgemäß sterilisiert werden. Und als das Desinfektionshaus fertig war, da hätten wir beinahe vergessen, auch-- die Kisten des SS.- Sanitäts­amtes dort unterzubringen. Ich kann es dem Leser überlassen, die Folge­rungen zu ziehen, die sich aus dieser kleinen Episode für die Beurteilung der SS. und der Häftlinge ergeben.

Oder eine andere Episode:

Bei der mangelhaften Ernährung und der unzulänglichen Bekleidung der Häftlinge war es erklärlich, daß die Lagerinsassen unter der Unbill der kalten Wintermonate stark zu leiden hatten. Erfrierungen aller drei Grade waren Massenerscheinungen und suchten hauptsächlich Juden und Zigeuner heim. Wir Häftlinge hatten nicht die Macht, die Ursachen der Erfrierungen zu beseitigen. Und gegen Erfrierungen dritten Grades ist kein Kraut gewachsen. Hier hätte selbst der tüchtigste und beste Arzt ohnmächtig wie wir den Schlußstrich dem Verbrennungsofen überlassen müssen. Aber wir hatten eine kleine Möglichkeit, wenigstens die ein­facheren Erfrierungen ersten und die schwereren und schwersten zweiten Grades zu bekämpfen, und taten es auch selbstverständlich mit allem nur aufzubietenden Fanatismus. Salben und Verbandmaterial waren knapp und reichten nicht einmal für alle schweren Fälle. Aber wir hatten heißes und kaltes Wasser und konnten die Wechselbadtherapie anwen­den. Die Erfolge waren gut, derart, daß sich sogar der Lagerarzt Dr. Ding dafür zu interessieren begann, vielleicht aus der Witterung her­aus, daß er mit einer solchen billigen Behandlung bei seinen Kollegen aus den anderen Lägern Eindruck schinden konnte.

Die ,, Erkrankungsfälle" zählten nach vielen Hunderten. Die Revier­baracke, die sowieso immer überfüllt war, war zu klein, um eine Be­handlung durchführen zu können. Daß sie nicht im Freien durchgeführt werden konnte, lag auf der Hand, und so wurde mit Dr. Ding als Vor­spann um Überlassung einer Baracke nachgesucht. Sie wurde genehmigt, und Walter Krämer durch die Errichtung des Unterstellraumes für die Medikamentenkisten noch mutiger geworden hatte wieder Ge­legenheit, sein Organisationstalent zu bestätigen.

Die Baracke mußte natürlich in der Nähe des Häftlingsreviers, er­richtet werden. Und da suchten wir in dem schrägabfallenden hügeligen Gelände einen Platz aus, der einen planierenden Unterbau erforderlich machte. Der Mithilfe bestimmter Kapos und der Häftlinge waren wir gewiß, und innerhalb kurzer Zeit war der Baderaum in diesem Unter­bau eingerichtet, in der Baracke selbst aber konnten wir noch einige Betten als zweite Station aufstellen. Ja, in dem Unterbau konnten wir

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