nung. Und es ist bestimmt nicht zuviel behauptet, daß fast alles, was hier an großzügiger Planung und wirklich praktischer, zweckmäßiger Aus- und Durchführung vorhanden war, nicht auf das Können und die Arbeit der leitenden Nazis zurückzuführen war, sondern das Verdienst der Häftlinge ist, die überall eingespannt wurden, vom Baubüro und der Bauleitung angefangen über die Vorarbeiter bis zum letzten gelernten und ungelernten Arbeiter.
Gewaltige Geldsummen wurden da, wo sich die Häftlinge zunächst nicht ,, einschalten" konnten, auf Anweisung der Nazis geradezu verpulvert und oft in schier unbegreiflicher Weise unzweckmäßig verbaut. Häufig wurden ganze Gebäudeteile wieder abgerissen, Baupläne während der Ausführung mehrfach grundlegend umgeändert, halb ausgeführte Projekte wieder fallen gelassen. Aber nicht nur Dummheit und Unvermögen feierten Orgien, auch Schiebung und Korruption standen in höchster Blüte, angefangen von den kleinen privaten Gefälligkeiten bis zu den Schiebungen, bei denen Sach- und Geldwerte in Höhe von vielen zehntausend Mark und mehr aus der Tasche des Staates in den Privat besitz der SS. - Leute eskamotiert wurden. Und bei diesen Schiebungen war das beste und seltenste Material gerade noch gut genug: Chrom-, Nickel-, Wolfram- und Molybdänstahl, die teuersten Farben, die besten Klinker, das wertvollste Holz. Die Arbeitskraft und die technischen und künstlerischen Talente, die aus diesem Material die Wohnungen und Gebrauchsgegenstände aller Art zu fertigen hatten, kosteten nichts-
Und die Schiebungen waren natürlich rangmäßig abgestuft. Der SS.Mann ließ sich ,, nur" einen Prunkdolch aus Molybdänstahl fertigen, der Lagerkommandant dafür aber die Wohnungseinrichtung eines Millionärs, der Scharführer erschob sich ein paar zehntausend Mark, der Sturmführer ging an die Hunderttausendgrenze heran, und der höhere SS .Offizier wußte gar nicht, wo seine Grenze nach oben war.
Es mögen die Götter wissen, wie diese SS .- Leute ihre Schiebungen abdeckten, aber ich glaube, daß es gar nicht so schwer war, denn Schweinehundgesinnung war überall bei ihnen Trumpf, und ein Rechnungshof des Deutschen Reiches, so wie es ihn zur Zeit der Monarchie und der Republik gab, existierte für sie nicht.
Aus dem Kostenvoranschlag für das projektierte Häftlingsrevier waren zu meiner Zeit schon einige Hunderttausend Mark verbraucht. Man neige nun nicht zu der Ansicht, daß dafür nicht schon etwas gebaut worden war. Bitte sehr, unmittelbar vor dem Häftlingsrevier, das ,, provisorisch" aus zwei Holzbaracken bestand, je 24 m lang und 7,5 m breit, von denen
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