mehr an einem, sondern an- zwei seidenen Fäden, und das Damokles­schwert, das über den Arbeitskolonnen draußen immer wie wild herum­tanzte, hing hier ruhig und bewegte sich nur zeitweise in gefährlicheren Schwankungen über unseren Häuptern.

Die Häftlingsküche war zwar mit modernen Kochvorrichtungen ver­sehen, aber doch verhältnismäßig primitiv eingerichtet. Besser und zweckmäßiger war schon die Wäscherei, die später errichtet worden war, zwar auch noch, vor allen Dingen bauliche, Mängel aufwies, aber sich doch schon ,, sehen lassen" konnte. Geld für den Ausbau der Kasernen und des Lagers war in Hülle und Fülle da, und da die Absicht bestand, in dieser Wäscherei auch die gesamte Truppenwäsche zu waschen, hatte die Bauleitung hier nicht gespart. Von der modernsten Wasserenthär­tungsanlage bis zur Trockenschleuder und den Trockenkammern, hier war alles da. Die Leistungsfähigkeit der Wäscherei war frappierend. Sie wurde zu meiner Zeit bei weitem nicht voll ausgenutzt, denn sie hätte mit wenigen Arbeitskräften die gesamte Wäsche einer Stadt von 40000 bis 50000 Einwohnern bewältigen können.

Überhaupt ,,, Buchenwald " konnte auch in einem anderen Sinne über­zeugender Anschauungsunterricht sein. Wir Häftlinge haben in unseren kärglichen Freistunden manchesmal darüber ,, philosophiert". Wir stell­ten uns vor, was ein unvoreingenommener, ahnungsloser Besucher wohl sagen würde, wenn er dieses Buchenwald und seine Umgebung in appellfähigem Zustande und ohne irgendeinen Lagerinsassen besichtigen würde. Er mußte nach unserer Ansicht einfach ,, aus den Pantinen kip­pen", wenn er das, was man hier in kurzer Zeit aus dem Boden ge­stampft hatte, sehen würde. Diese riesigen Kasernenbauten, diese Straßen und Wege, diese Siedlungen und Villen, die Werkstätten und Stein­baracken, die Wäscherei, die Stallungen und unten im Tal die Ziegelei, eine der größten und modernsten von Deutschland mit einem un­gewöhnlichen Ausstoßvermögen. Und dann haben wir wohl die Augen geschlossen, haben an jene gigantische Kraft gedacht, die die Technik schuf, und die Aufgabe der Zukunft gesehen, die diese Technik bändigen und ausschließlich in den Dienst der Menschheit stellen würde. In den Dienst der Menschheit, nicht um zu vernichten, sondern um auf- und auszubauen, nicht um der Ausbeutung des Menschen durch den Men­schen unwürdige Formen zu geben, sondern um das Leben aller sinnvoll und schön zu machen.

Selbstverständlich konnte man auch an Hand dieser Bauten die beiden hervorstechendsten Merkmale der nationalsozialistischen Führerclique ohne Schwierigkeiten feststellen: Dummheit und Schweinehundgesin­

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