den Kordon ruhigen Schrittes. Der erste Schuß des Postens ging fehl. Unser Kamerad ging seinen Weg in aller Ruhe weiter. Beim zweiten Schuß erst brach er zusammen.

Aber er war nicht tot. Die Kugel- es wurden von den SS.- Leuten nur Dum- Dum- Geschosse verwandt- war durch die untere Rückenpartie in den Körper eingedrungen und hatte die Leibdecke mit großer, klaf­fender Wunde buchstäblich zerfetzt. Die zerrissenen Därme lagen teil­weise aufgedeckt.

Als ihn die Träger auf die Bahre legten, war er noch bei klarem Bewußtsein. Die fürchterlichen Schmerzen verbiß er mutig und willens­stark. Beim Tor gab er seine Personalien noch selbst an, und erst auf dem Wege nach dem Revier hinunter verlor er das Bewußtsein.

Wir sahen sofort, daß hier nichts mehr zu retten war. Der Darm war mehrfach zerfetzt, die Bauchhöhle von einer mit Kot durchsetzten blutig- schleimigen Masse angefüllt, ein Teil des Darms lag in Windungen auf der Bauchdecke.

Walter Krämer, der mit ihm eng befreundet war, rief ihn mehr­fach an, aber er antwortete nicht, so daß Krämer die Morphiumspritze, die er schon zur Hand hatte, um seinen Freund wenigstens von den letzten Schmerzen zu erlösen, wieder beiseite legte.

Und nun standen wir ratlos um seine Bahre und harrten der Sekunde, die dem immer noch pochenden Herzschlag ein ewiges Ende setzen würde. Schon ging der Atem schwer und stoßweise. Die Träger erzählten die näheren Umstände, und einer von uns ließ sich berichten, wer der Kamerad da auf der Bahre war. Als jemand die Träger fragte, ob er noch irgend etwas geäußert habe, als er noch bei Bewußtsein war, schlug er zu unserem Erstaunen und Entsetzen die Augen auf und bewegte ver­neinend langsam den Kopf hin und her. Wir hatten nicht bemerkt, daß er das Bewußtsein wiedererlangt hatte. Als Krämer, der während der ganzen Zeit den linken Puls nachfühlte, das sah, rief er ihn an: ,, Hörst du uns denn?" Er hatte die Augen schon wieder geschlossen, aber nickte bejahend unsäglich matt mit dem Kopf. ,, Hast du Schmerzen?" fragte ihn Krämer, und wieder bewegte er den Kopf verneinend langsam hin und her.

Da kam einer der SS.- Unterärzte- ich habe leider auch seinen Namen vergessen in den Raum, besichtigte die grauenhafte Wunde und faßte, als er sah, daß einzelne Partien des Darmes, der aus der Bauchhöhle herausgetreten war, noch arbeiteten, diese Partien mit der bloßen Hand an. Wir sahen, daß unser Kamerad jetzt offenbar Schmerzen litt, und Krämer sagte leise: ,, Sturmführer, er ist noch bei Bewußtsein."

181