-

im Lager nicht als Schweinehund gezeigt hatte, bevorzugt Schutz und Hilfe von allen politischen Mithäftlingen zu genießen hatte. Was aber soll ich zu folgendem Vorfall sagen?: Das Lager Buchenwald mußte wie­der einmal 2000 Häftlinge an das Konzentrationslager Mauthhausen ab­geben. Mauthhausen wurde bei uns Mordhausen genannt, denn es war bekannt und die späteren Aufdeckungen haben es ja auch bestätigt-, daß die Verschickung nach dort dem sicheren Todesurteil gleichkam. Aber was soll ich dazu sagen, daß es eine politische Clique im Lager fertig brachte, auf die Verschickungsliste auch den Namen eines früheren Arbeiterführers zu setzen, der von dieser Clique selbst noch im Lager als Steigbügelhalter Hitlers und Sozialfaschist bezeichnet wurde. Und das, trotzdem er durch eine langjährige Zuchthausstrafe und seine Ver­schickung nach Buchenwald doch wohl genügend bewiesen hatte, daß er Todfeind des verruchten Nazismus war.

Es war ungeschriebenes Gesetz im Lager, daß die freigewordenen Posten möglichst durch geeignete politische Häftlinge besetzt werden sollten. Und wir Häftlinge konnten hier sehr häufig entscheidenden Ein­fluß ausüben. Bei allen anständigen Häftlingen war es dabei selbstver­ständlich, nur auf die persönliche Eignung und nicht auf die politische , Vergangenheit" zu achten. Aber was soll ich dazu sagen, wenn wir immer und immer wieder feststellen mußten, daß es politische Cliquen gab, die nur ,, ihre" Leute, und wenn sie auch gar keine persönliche Eig­nung für den Posten besaßen, auf den Posten brachten?

دو

Nein, das sind keine politischen Männer, das sind Totengräber der Freiheit, das sind Nationalsozialisten mit umgekehrtem Vorzeichen! Und es wird mit eine der ersten Aufgaben unserer zukünftigen Führer sein, solchem Otterngezücht von vornherein das Handwerk zu legen. Wird diese Aufgabe nicht gelöst, dann wird die Sehnsucht aller anstän­digen Menschen für alle Zeiten Traum bleiben und nie Wirklichkeit werden.

茶水

Interessante, sachliche und aufschlußreiche Diskussionen hatte ich mit dem ehemaligen kommunistischen Abgeordneten Walter Stoecker , der gleichfalls im Lager war. Stoecker, der sich begreiflicherweise sehr zurückhaltend benahm, arbeitete bei den Fußbodenlegern und wurde von der Lagerleitung im Gegensatz z. B. zu Ernst Heilmann nicht be­sonders drangsaliert, sondern wie jeder andere Häftling behandelt. Eben­

168