welchem Grunde nicht, und das dann unter dem herzschwächenden Lichtkasten endlich zur Wirkung kam.

Die Leiche wird geöffnet. Alle Organe in Ordnung. Nirgends die Spur irgendeiner Krankheit, die zum Tode hätte führen können. Das Herz wird geöffnet, dieses große, überstarke, gläubige Herz. Das Sek­tionsprotokoll schließt mit den Worten: Todesursache Herzinsuffizienz . Und hier der Epilog. Er bringt auch die Beantwortung der Fragen, die mir bis dahin noch Rätsel waren.

Schneiders Leiche wird nicht nach Weimar ins Krematorium geschafft!! Ein paar Tage später werden Peix und ich beauftragt, dabei zu sein, wenn die Leiche abgeholt wird.

Und auch hier wieder erbärmlichstes Theater. Noch nie ist eine Leiche aufgebahrt worden. Im Gegenteil, alle Leichen wurden in der unwür­digsten Weise in die primitiven Särge gestopft und haufenweise nach den Verbrennungsanstalten gefahren. Aber hier wird auf Befehl des Schutz­haftlagerführers, SS.- Obersturmbannführer Rödl, Träger des goldenen Parteiabzeichens und des Blutordens, Trunkenbold, Sadist, Mörder, eines Mannes, der viele, viele tausend wehrlose ,, Schutz" häftlinge bru­talst zu Tode quälte oder richtiger quälen ließ, hier wird auf Befehl dieser Bestie in Menschengestalt auf dem ,, Karachoweg" eine Autogarage ausgeräumt und dort der Leichnam aufgebahrt. Ja, um das Maß des Hohnes voll zu machen, Rödl läßt sogar aus der Gärtnerei Blumen bringen und sie zu beiden Seiten der Leiche aufstellen.

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Und dann war ich dabei, wie Frau Schneider kam, von einem Freunde begleitet, die Frau, der man den Gatten, den Vater ihrer sechs unmün­digen Kinder mordete. Sie trat nicht nahe an den Sarg.

Die Leiche wurde in einen mitgebrachten Sarg umgebettet, der Sarg versiegelt und plombiert.

Frau Schneider aber bekam die Auflage, daß der Sarg unter keinen Umständen wieder geöffnet werden dürfte.

Ich habe während meiner Haftzeit viele harte und grausame Dinge durchstanden, Dinge, die sich schwer auf meine Seele legten und mich nie wieder frei lassen werden. Aber diese unmenschlichen Grausamkeiten sind es nicht allein gewesen, die mich häufig bis an den Rand meines. Widerstandsvermögens brachten und mich zu erdrücken drohten. Wer wüßte nicht, was das, was wir Menschen als ,, Gesinnung" be­

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